Was DTP und CSS bedeuten, darüber haben wir bereits aufgeklärt. Dabei ist eine Sache deutlich geworden: Aufbau und Formatierung Ihres Ausgangsdokuments haben direkte Auswirkungen auf den Übersetzungspreis. Dies gilt vor allem für MadCap Flare-Projekte. Was Sie tun können, um die Kosten so gering wie möglich zu halten, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.
DTP und CSS – so hängen sie mit Übersetzung und Übersetzungspreis zusammen
Desktop Publishing und Cascading Style Sheets sind ein wichtiger Bestandteil der Erstellung von reprofähigen Druckvorlagen bzw. von Dokumenten jeglicher Art. Sie finden sowohl bei Online- als auch Offline-Dokumenten Einsatz. Wie das mit Übersetzungen zusammenhängt, erklärt sich wie folgt: Ein Übersetzungsdienstleister erhält üblicherweise druckfertige Dokumente mit dem Auftrag, diese zu übersetzen. Der Kunde möchte das Dokument im Idealfall wieder so zurückbekommen, wie es vorher aussah. Doch das ist nicht immer möglich. Denn mit der Übersetzung verändert sich oft die Länge des Textes oder sogar die Leserichtung. Dies führt zu teils problematischen Layoutveränderungen, die mittels DTP-Arbeit ausgebessert werden müssen. Zu größeren Überarbeitungen kann es besonders dann kommen, wenn bestimmte Aspekte bei der Erstellung des Dokuments nicht beachtet werden – und das zeigt sich unmittelbar im Preis.
Zusammenfassend bedeutet das:
- Mit der Übersetzung verändert sich auch das Erscheinungsbild des Textes
- Die Veränderung kann, vor allem bei MadCap Flare-Projekten, zu Problemen im Layout führen
- Das Layout muss anschließend mit aufwendiger DTP-Arbeit bzw. CSS-Änderungen korrigiert werden
Typische Ursachen für DTP-Arbeit in der Übersetzung
Es gibt einige typische Szenarien, die bei der Übersetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermehrtem DTP-Aufwand führen. Dazu gehören:
- Veränderte Leserichtung: Die Übersetzung in Sprachen wie Arabisch oder Hebräisch führt zu einer Veränderung der Leserichtung. Das Layout eines Dokuments eignet sich jedoch nicht immer für eine veränderte Leserichtung.
- Fixierte Elemente: Werden beispielsweise Bilder oder Icons vom Auftraggeber an einer bestimmten Stelle im Dokument fixiert, kann dies bei Formatierungsänderungen wie einer umgekehrten Leserichtung oder bei Textausdehnung zum Überlappen von Bild und Text führen.
- Veränderungen der Textlänge: Starre Formatierungen lassen oft keine Veränderungen der Textlänge zu. Dies kann dazu führen, dass Textabschnitte nicht vollständig angezeigt werden oder Texte überlappen.
- Kulturspezifische Icons: Der Sinn bestimmter Icons und Bilder kann bei veränderter Leserichtung verloren gehen. Ein Beispiel dafür ist ein Hand- oder Pfeil-Icon, das nach rechts zeigt.
- Unvollständige Sätze: Listen, die mit halben Sätzen beginnen und die Sätze an späterer Stelle weiterführen, können bei der Übersetzung zu Problemen führen. Denn aufgespaltene Sätze sinngemäß in einem CAT-Tool zu übersetzen ist schwierig oder in manchen Sprachen sogar unmöglich. In hartnäckigen Fällen muss dann im übersetzten Flare-Projekt manuell nachgebessert werden.
- Callouts / Bildbeschriftungen: Unbearbeitbare Texte in Bildern (Pixel-Grafiken) stellen für die Übersetzung ein Problem dar, weil diese nicht automatisch von einem CAT-Tool extrahiert werden können. Sie müssen abgetippt und in der Zielsprache eingefügt werden.
- Erkennbarkeit von UI-Strings: Sind UI-Strings oder nicht zu übersetzende Elemente nicht richtig gekennzeichnet, ist es für den Übersetzer schwieriger und zeitintensiver, im CAT-Tool den Unterschied zu erkennen.
Übersetzungsgerechter Umgang mit MadCap Flare
MadCap Flare wird in der technischen Redaktion für die Erstellung von Dokumentation beispielsweise für Online-Hilfen oder Anleitungen für unterschiedliche Medien wie Druck, Internet und Mobil, verwendet. Dabei ermöglicht das Programm viel Flexibilität bezüglich Gestaltung und Aufbau des Projekts. Die zahlreichen gestalterischen Freiheiten des Programms erlauben zwar die Umsetzung des Traum-Layouts, aber in der Übersetzung öffnen sie möglichen Layout-Komplikationen die Tür. Diese müssen in der Nachbearbeitung ausgebessert werden und schlagen sich im Übersetzungspreis nieder. Auch setzt die Nachbearbeitung spezielles Fachwissen voraus, über das nicht jeder Sprachdienstleister verfügt. Ein übersetzungsgerechter Umgang mit MadCap Flare kann daher von Vornherein Komplikationen vorbeugen.
Flare-spezifische Ursachen für DTP-Arbeit in der Übersetzung
Conditions:
Conditions sind eine gute Möglichkeit, um bei der technischen Dokumentation Zeit zu sparen. Allerdings können festgelegte Conditions je nach Komplexität nicht in alle Zielsprachen übertragen werden. Selbst mit viel Erfahrung in der Übersetzung von Flare-Projekten gibt es einige Conditions, die in einem CAT-Tool einfach nicht übersetzt werden können und manuell in Ihrem übersetzten Flare-Projekt angepasst werden müssen. Das ist zeitaufwendig und entsprechend kostspielig. Außerdem können diese unübersetzbaren Segmente nicht im Translation Memory gespeichert werden, wodurch sie mit jeder Version neu übersetzt und manuell korrigiert werden müssen.
Cross References:
Auch Cross References, also Querverweise, führen bei unachtsamer Verwendung häufig zu Problemen für die Übersetzung. Das ist damit zu begründen, dass Cross References den Text aus der verlinkten Stelle verwenden und automatisch aktualisiert werden, wenn sich der Text ändert. Wenn also Cross References mitten im Satz verwendet werden, kann es sein, dass ein grammatikalisch falscher Satz entsteht. In englischen Ausgangstexten werden Cross References oft in völlig unterschiedlichen Situationen verwendet (beispielsweise als Überschrift und als Anweisung). Das funktioniert in anderen Sprachen meist nicht.
Track Changes:
Werden Änderungen im MadCap Flare-Projekt vor der Übersetzung nicht angenommen, werden sowohl gelöschte Textteile und die vorgeschlagenen Änderungen im CAT-Tool angezeigt. Somit werden nicht nur die finale Version, sondern auch gelöschte Textteile übersetzt. Die Änderungen sind zwar in MadCap Flare gut ersichtlich, der Übersetzer kann diese jedoch nicht im CAT-Tool nachvollziehen, da jede Änderung mit einem nummerierten MadCap:changes-Tag versehen wird. Es ist also nicht ersichtlich, was hinzugefügt und was gelöscht wurde. Das führt zu einem erheblichen Mehraufwand und mitunter auch zu Fehlern in der Übersetzung.
Variablen und Snippets:
Was in der Ausgangssprache funktioniert, passt nicht unbedingt auch in der Zielsprache. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Snippets und Variablen, die Teile von Sätzen enthalten. Je nach Kontext müssen diese Teilsätze oder Variableninhalte oft unterschiedlich übersetzt werden. Besonders Zielsprachen mit vielen Fällen sind betroffen, da der gewählte Fall sich am umliegenden Text orientiert. Eine einzige Übersetzung in der Variablen- oder Snippetdatei ist dann nicht ausreichend und würde zu grammatikalischen Fehlern führen. In der Übersetzung müssen diese Variablen und Snippets daher geglättet werden, um grammatikalische Probleme zu vermeiden und die Übersetzung zu ermöglichen. Das bedeutet, dass sie in der Übersetzung in einfachen Text umgewandelt werden, sodass grammatikalische Anpassungen in anderen Sprachen vorgenommen werden können.
Global Linking:
Bei global verlinkten Inhalten kann es zu Problemen kommen, wenn es sich dabei um Teilsätze handelt. Der Übersetzungsdienstleister übersetzt beispielsweise im Unterprojekt nur den Teil des Satzes, der nicht verlinkt ist. Zum verlinkten globalen Projekt hat der Übersetzer meist keinen Zugang. Der global verlinkte Teil des Satzes bleibt in seiner Ausgangsform und wenn die im globalen Projekt gespeicherte Übersetzung nicht zu dem übersetzten Satzteil des Unterprojekts passt, kommt es zu Fehlern, die nicht im CAT-Tool korrigiert werden können.
Was also kann man bei der Erstellung von Dokumenten mit MadCap Flare tun, um Übersetzungskosten zu sparen?
Keine Sorge, viele dieser Probleme sind vermeidbar. Was Sie beachten müssen, um bereits bei der Erstellung des Dokuments Übersetzungskosten zu sparen, haben wir in einer übersichtlichen Checkliste mit praktischen Beispielen für Sie zusammengefasst. Es gibt schon beim Schreiben einige Aspekte, die Sie beachten können, um den Preis für die Übersetzung niedrig zu halten. Mit übersetzungsgerechtem Schreiben vermeiden Sie darüber hinaus schwerwiegende Haftungsrisiken.
Grundsätzlich gilt: Reden Sie unbedingt mit Ihrem Übersetzungsdienstleister. Dieser hat Erfahrung in dem Bereich und weiß, wie sich Probleme vermeiden lassen und wie sich MadCap Flare-Projekte so anpassen lassen, dass sie in mehreren Sprachen funktionieren.
MEINRADs Expertise für die Übersetzung von MadCap Flare-Projekten
Grundlegende DTP-Arbeit ist bei MEINRAD bereits im Angebot inkludiert. Darüber hinaus bringen wir tiefgreifende Erfahrung im Umgang mit MadCap Flare mit und beraten und unterstützen Sie gerne in diesem Bereich. Vor allem MEINRAD In-House Linguist und Projektmanagerin Andrea hat während ihrer Tätigkeit als technische Redakteurin täglich mit MadCap Flare gearbeitet und hat sich so Fachwissen aufgebaut. Bei MEINRAD beschäftigt sie sich mit allen Aspekten der Übersetzung und Nachbearbeitung von Flare-Projekten. Gebündelte Expertise zum Thema MadCap Flare haben Chief Operations Officer Hannah und Andrea auf der MadWorld Europe auf die Bühne gebracht und anhand von Beispielen Tipps und Tricks anschaulich dargestellt.
Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.
Titelbild: © MEINRAD