Übersetzungseinkauf

Zerti­fizierungen im Über­setzungs­bereich: Darum sind sie so wichtig

Audit

Zerti­fizierungen sind wohl das wich­tigste Kri­terium für die Qual­ität eines Über­setzungs­dienst­leisters. Bei dem Audit der TAW Cert im Oktober 2019 werden nicht nur unsere be­stehenden ISO-Zerti­fizierungen geprüft, sondern uns wird auch eine ganz neue Zerti­fizierung verliehen. Zu diesem Anlass nehmen wir das Thema einmal genauer unter die Lupe. 

Der Teufel steckt im Detail

Wir arbeiten nach ISO-Norm” – wer bei der Suche nach einem Übersetzungsdienstleister auf diese Worte stößt, sollte hellhörig werden. Denn „wir arbeiten nach ISO-Norm” ist nicht gleich „ISO-zertifiziert”. Wie so oft liegt der Teufel im Detail. Und dieses kleine Detail kann unter Umständen einen riesigen Unterschied machen. 

Im Übersetzungsbereich sind die gängigsten Zertifizierungen die ISO 17100 und die ISO 9001. Die Zertifizierungen stellen sicher, dass Übersetzungsqualität und Projektmanagement höchsten Ansprüchen entsprechen. Wenn Übersetzungsdienstleister diese Zertifizierung nicht vorweisen können und nur „nach ISO-Norm arbeiten”, ist die Qualität der Dienstleistung nicht garantiert. Im Gegensatz zu Unternehmen, die nur nach ISO-Richtlinien arbeiten, durchlaufen ISO-zertifizierte Unternehmen nämlich einen Prozess, in dem die Einhaltung aller Vorschriften durch eine unabhängige Organisation geprüft wird. Nur diese externe Bestätigung garantiert auch die Erfüllung der Norm.

Die wichtigsten Zertifizierungen für Übersetzungsdienstleister im Überblick

ISO 17100 für die Übersetzungsqualität

Die Zertifizierung nach ISO 17100 legt Qualitätskriterien für Übersetzer und Revisoren fest. Dazu gehört, dass Übersetzer und Revisoren folgendes vorweisen müssen:

  • mindestens 5 Jahre Berufserfahrung 
  • oder ein Studium im Bereich Übersetzen
  • oder ein anderweitiges Studium und 2 Jahre Berufserfahrung.

MEINRAD ist bereits seit 2016 ISO 17100-zertifiziert. Wir sehen diese Vorschriften jedoch nur als Mindestanforderung. Denn über die einschlägige berufliche, beziehungsweise akademische Expertise hinaus, legen wir viel Wert auf die fachspezifischen Qualifikationen unserer Partner. Als Experte für Übersetzungen im Bereich der technischen Dokumentation setzen wir bevorzugt Übersetzer mit technischem Hintergrund im jeweiligen Fachgebiet ein. Die Kombination aus technischem Know-how und Liebe zur Sprache ermöglicht es unseren Übersetzungspartnern, sich noch besser in die Projekte hineinzuversetzen und unsere Kunden zielgerichteter zu beraten.

Abgesehen von den Kompetenzanforderungen definiert die ISO 17100 auch Prozesse für das Projektmanagement. Insgesamt stellt die Einhaltung der Norm sicher, dass alle notwendigen Ressourcen (technische und menschliche) für die bestmögliche Abwicklung des Projekts zur Verfügung stehen und der Übersetzungsprozess auf höchstem Niveau abläuft. 

ISO 9001 für ein qualitatives Projektmanagement 

Die ISO 9001 ist eine allgemeine Norm, die grundsätzlich in der Wirtschaft von großer Bedeutung ist. Sie beurteilt das Qualitätsmanagementsystem im Unternehmen. Es wird beispielsweise überprüft, welche Risikostrategien das Unternehmen für Ernstfälle ausgearbeitet hat, wie die Leistung von Lieferanten gemessen und wie Reklamationen seitens der Kunden für kontinuierliche Verbesserung der Prozesse genutzt werden. Darüber hinaus wird beobachtet, welche internen Weiterentwicklungen stattfinden. Auch dies wird jährlich durch einen externen Prüfer kontrolliert, der beispielsweise den Umgang mit Kundenfeedback in seine Bewertung einbezieht. MEINRAD ist seit 2008 ein ISO 9001 zertifizierter Übersetzungsdienstleister. 

Mehr über die beiden Zertifizierungen können Sie hier nachlesen.

Neu: ISO 18587 für das Post-Editing maschineller Übersetzungen 

Maschinelle Übersetzungssysteme sind in der Übersetzungsbranche inzwischen fester Bestandteil. Und das nicht ohne Grund: Machine Translation kann dabei helfen, die Übersetzungsproduktivität zu verbessern, Durchlaufzeiten zu verkürzen und so insgesamt Kosten zu senken. Der MT-Output ist jedoch noch nicht gleichwertig mit der Qualität von menschlichen Übersetzungen. Hierfür ist Post-Editing, also das Nachbearbeiten von maschinellen Übersetzungsvorschlägen, notwendig. 

Der Übersetzungsprozess mit Machine Translation ist folglich in einigen Punkten von einem klassischen Übersetzungsprozess zu unterscheiden. Die Richtlinien für traditionelle Übersetzungsprojekte können daher nicht 1:1 auf das Post-Editieren maschineller Übersetzungen übertragen werden. Aus diesem Grund wurde eine neue ISO Norm entwickelt: Die ISO 18587 definiert Anforderungen an den Prozess der menschlichen Nachbearbeitung von maschineller Übersetzungsleistung und die Kompetenzen der Post-Editoren. Anders als die allgemeine ISO 17100 richtet sie sich ausschließlich an Inhalte, die von MT-Engines verarbeitet werden. Inhalte der Norm sind beispielsweise, dass die Post-Editoren folgende Ziele verfolgen sollten: 

    • die Verständlichkeit der Texte
    • die inhaltliche Übereinstimmung mit dem Ausgangstext
    • die Einhaltung kundenspezifischer Anforderungen

Damit liefert die Norm wichtige Qualitätsstandards für den Umgang mit maschinellen Übersetzungen. Erst durch die Zertifizierung kann garantiert werden, dass das Übersetzungsunternehmen diese Prozesse auch einhält. 

Pionierarbeit für die ISO 18587

In diesem Jahr stellte die ISO 18587: Machine Translation eine besonders spannende Herausforderung dar. Da die Zertifizierung noch jung ist, existieren beispielsweise noch kaum konkrete Schulungen für Post-Editoren. Aus diesem Grund haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Norm in die Schulungen für unsere In-House Post-Editoren und die Trainings für externe Post-Editoren zu integrieren und auch externe Post-Editoren entsprechend zu schulen. Unsere In-House Linguisten Bianca und Martin haben sich schon früh mit dem Thema beschäftigt und Trainings für den richtigen Umgang mit Post-Editing entwickelt. Diese Arbeit möchten wir teilen: Auf der größten Konferenz für technische Kommunikation, der Jahrestagung der Tekom, halten Bianca und Martin einen Vortrag über Best Practices für erfolgreiches Bearbeiten von Machine Translation-Output.

Jährliche Audits

Die Zertifizierungen im Übersetzungsbereich sind nicht nur ein Status-Quo: Bei jährlichen Audits durch die TAW Cert GmbH wird nachgewiesen, dass die Richtlinien nach wie vor eingehalten werden und der Übersetzungsdienstleister sich stetig weiterentwickelt und kontinuierlich verbessert. Auch auf das diesjährige Audit der TAW Cert haben wir uns intensiv durch interne Audits vorbereitet. So können Änderungen und mögliche Abweichungen früh erkannt werden. 

Auditiert werden dabei von Projektmanagern über In-House Linguisten bis hin zur Buchhaltung alle, die für den Ablauf des Übersetzungsprozesses verantwortlich sind. Zuvor müssen dabei Berichte über Qualitätsmanagement, Revisoren und verschiedene Projekte vorgelegt werden. Auch die Veränderungen und Planungen für das nächste Jahr werden aufgegriffen. Auf dieser Basis prüft der Auditor, ob alle Richtlinien eingehalten wurden. Am Ende des Audits erfolgt die Zertifizierung sowie eine zusammenfassende Besprechung mit Tipps und Zukunftsaussichten. 

Wir entwickeln uns weiter 

Um noch bewusster als Experte im Bereich medizintechnische Übersetzungen agieren zu können, ist als nächstes die Zertifizierung im Bereich Medizintechnik für 2020 geplant. Die ISO 13485 repräsentiert die Erfordernisse für ein umfassendes Qualitätsmanagement für Medizinprodukte. In diesem sensiblen Bereich stehen Expertise und Qualität an oberster Stelle im Übersetzungsprozess. 

Ob bereits lang bestehende Zertifizierungen, völlig neue Entwicklungen oder die Vertiefung von Schwerpunkten: Es bleibt spannend im Hause MEINRAD.

 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.

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