Die Entwicklungen auf dem Sektor der maschinellen Übersetzungen sind rasant. Die Ergebnisse, die einzelne Machine-Translation-Tools erzielen, verbessern sich stetig, und auch das Angebot an Sprachen wächst rasant. Doch Vorsicht: Nur, weil eine Sprache angeboten wird, heißt das nicht zwangsläufig, dass die Ergebnisse auch gut sind – vor allem für den professionellen Bereich.
Ein Dokument auf Knopfdruck in eine beliebige andere Sprache übersetzen, und das in Sekundenschnelle? Dank Machine Translation ist das heutzutage kein Wunschtraum mehr, sondern gehört zum Arbeitsalltag vieler Unternehmen, die international tätig sind. So bietet etwa Google Translate Übersetzungen in über 100 Sprachen an. Machine-Translation-Dienste entwickeln sich und ihre Funktionen ständig weiter, und auch die Palette an abgedeckten Sprachen wächst kontinuierlich. Was liegt also näher, als Übersetzungen in diese Sprachen künftig mithilfe von Machine Translation zu realisieren? Was überzeugend klingt, kann aber in der Praxis oft keine so gute Idee sein, weil die Qualität des Outputs bei manchen angebotenen Sprachen (noch) nicht ausreichend gut ist, sondern sich höchstens für die rein interne Verwendung eignet. Sehr gute Ergebnisse können heute vor allem bei den gängigen europäischen Sprachen erzielt werden, die in Kombination mit Full Post-Editing eine professionelle Nutzung, zum Beispiel für technische Dokumentationen, erlauben und zu einer Reduzierung der Übersetzungskosten führen. Machine Translation sollte also nicht „blind“ eingesetzt werden, sondern nur mit dem entsprechenden Fachwissen. Dabei kann ein erfahrener Übersetzungsdienstleister helfen.
Je verbreiteter, desto besser
Dass nicht in allen angebotenen Sprachen gute maschinelle Übersetzungen geliefert werden, liegt zum einen daran, dass manche Sprachen für den Computer einfach schwieriger „erlernbar“ sind. Grundsätzlich gilt: Je verbreiteter eine Sprache ist, desto besser wird sie auch von den unterschiedlichen Machine-Translation-Tools „gesprochen“, da es mehr Referenzmaterial gibt, das zum Trainieren der MT-Engine genutzt werden kann. Zum anderen darf man auch die Rolle der Fachgebiete nicht unterschätzen. Nicht selten ist es der Fall, dass Tool X zwar hervorragende Ergebnisse für Fachbereich A liefert, nicht aber für Fachbereich B. Ein weiterer Faktor ist die Ausgangssprache. Viele Machine-Translation-Tools arbeiten – zumindest im Hintergrund – mit Englisch als Ausgangssprache. Texte in einer anderen Sprache werden also zunächst ins Englische übersetzt und dann weiter in die gewünschte Sprache. Es spielen also unterschiedliche Faktoren zusammen, sodass pauschale Angaben zur Eignung bestimmter Engines für bestimmte Sprachen nur bedingt möglich sind.
Post-Editing als Ausweg?
Natürlich gibt es auch noch das Post-Editing, also die Nachbearbeitung des maschinellen Outputs durch einen menschlichen Übersetzer. Das sorgt dafür, dass die Qualität der maschinellen Übersetzung mit der einer Humanübersetzung vergleichbar wird und diese auch für den externen Gebrauch verwendbar ist. Doch wenn der zeitliche Aufwand für das Post-Editing dem einer Humanübersetzung gleicht oder ihn vielleicht sogar noch übersteigt (durch das Lesen und Löschen des Outputs), ist aus wirtschaftlicher Sicht kein Vorteil mehr gegeben. Nur, weil die Maschine also eine Übersetzung „ausspuckt“, ist der Workflow „Machine Translation und Full Post-Editing“ noch nicht automatisch möglich und sinnvoll.
Trotzdem von Machine Translation profitieren
Ein Dokument selbst mit einem Machine-Translation-Tool vorzuübersetzen und diesen Text dann an ein Übersetzungsbüro zum Post-Editieren zu schicken, ist jedoch keine gute Idee. Warum? Dafür gibt es mehrere Gründe: zum einen wird von den meisten Firmen für diese Zwecke ein Gratis-Tool verwendet, das es im Hinblick auf den Datenschutz oft nicht sehr genau nimmt. Kostenpflichtige Pro-Abos sind in diesem Zusammenhang absolut zu empfehlen. Zum anderen schreiten die Entwicklungen am Machine-Translation-Sektor rasant voran. Ein gutes Übersetzungsbüro hat täglich damit zu tun, kennt und testet die einzelnen Engines und weiß daher auch, welche Engine sich für Ihr Dokument am besten eignet und wie diese für ein bestimmtes Fachgebiet optimiert werden kann. Dank dieser Erfahrung kann das Übersetzungsbüro gut beraten und Ihnen offen sagen, ob Ihr Dokument für Machine Translation geeignet ist und wenn ja, bei welchen Sprachen eine maschinelle Übersetzung eingesetzt werden kann. Auch wenn gängige Machine-Translation-Tools keine Option sind, kann das Übersetzungsbüro Ihnen dabei helfen, eine individuelle Lösung zu finden.
Trainierbare Engines nutzen
Ein möglicher Ausweg für Sprachen, die sich im Allgemeinen nicht so gut für Machine Translation eignen, kann die Verwendung einer trainierbaren MT-Engine sein. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass ein (kleines) Translation Memory nicht ausreicht, um eine Engine so zu trainieren, dass sie gute Ergebnisse liefert. Man benötigt riesige Mengen an Übersetzungen und Referenzdokumenten. Für wenige Übersetzungsaufträge lohnt sich dieser Aufwand in den meisten Fällen nicht. Wenn Sie aber große Volumina zu übersetzen haben, kann sich diese anfängliche Investition durchaus rechnen. Für viele Fachbereiche gibt es auch spezifische Engines, die in diesen eingeschränkten Bereichen sehr brauchbare Ergebnisse bringen.
Suchen Sie daher das Gespräch mit Ihrem Übersetzungsbüro. Es kann Sie beraten und gemeinsam mit Ihnen einen Weg finden, wie Sie von Machine Translation profitieren, ohne dass die Qualität der Übersetzungen darunter leidet.
Titelbild: © Adobe Stock