Bei professionellen Übersetzungen führt heutzutage kein Weg mehr an modernen Technologien und Hilfsmitteln vorbei. Eines davon sind CAT-Tools mit ihren umfangreichen Funktionen für Kunden, Projektmanager und Übersetzer. MEINRAD erklärt, was CAT-Tools sind, wie sie funktionieren und wie moderne Übersetzungsbüros damit arbeiten.
Die Zeiten, in denen professionelle Übersetzer direkt in der Ausgangsdatei übersetzt haben, sind längst vorbei. Nur mehr in Ausnahmefällen wird so gearbeitet. Vielmehr setzen Übersetzungsbüros und Übersetzer sogenannte CAT-Tools ein, um darin die Übersetzungen durchzuführen.
Was sind CAT-Tools und wofür werden sie genutzt?
CAT ist ein Akronym und steht für Computer Assisted Translation, also computerunterstützte Übersetzung. Achtung: Das hat nichts mit Machine Translation zu tun! Ein CAT-Tool ist eine Software, in der professionelle Übersetzer eine Übersetzung anfertigen. CAT-Tools bieten zahlreiche unterstützende Funktionen für Übersetzer, wie beispielsweise die Einbindung von Terminologiedatenbanken, Übersetzungsspeicher und Machine Translation. Zudem bietet ein CAT-Tool auch nützliche Funktionen für Projektmanager, die Übersetzungsprojekte betreuen.
Was kann ein CAT-Tool?
Ein CAT-Tool beinhaltet mehrere Komponenten. Das Herzstück jedes CAT-Tools sind die Translation Memorys, also die Übersetzungsspeicher. Hier lautet das Motto: einmal übersetzt, für immer gespeichert. Denn sobald eine Übersetzung in einem CAT-Tool fertiggestellt wurde, wird diese dem Translation Memory des jeweiligen Kunden hinzugefügt. Für jede Sprachkombination wird ein eigenes Translation Memory angelegt, das die einzelnen Sätze und die dazugehörige Übersetzung als Satzpaare enthält. Bei jeder weiteren Übersetzung kann das Translation Memory verwendet werden. Vor der eigentlichen Übersetzung analysiert der Computer, welche Sätze des neuen Dokuments eventuell bereits vorhanden sind und fügt die Übersetzung an der passenden Stelle ein. So muss nur noch das Delta neu übersetzt werden, was die Kosten senkt. Weitere wesentliche Funktionen von CAT-Tools sind Terminologie-Datenbanken und die Quality Assurance, also die computergestützte Qualitätsüberprüfung. Für das Übersetzungsbüro bietet ein CAT-Tool die Möglichkeit, die Übersetzungen zu managen und sie an die freiberuflichen Übersetzer zu übermitteln. Das erfolgt zum Beispiel per Zuweisung am Server, sodass Übersetzer das Projekt nur mehr von dort abholen und direkt bearbeiten können.
Wie funktioniert eine Übersetzung in einem CAT-Tool?
Wenn das Übersetzungsbüro einen Text erhält, wird dieser in das CAT-Tool importiert. Das CAT-Tool kann mit vielen verschiedenen Dateiformaten umgehen. Wichtig ist nur, dass der zu übersetzende Text bearbeitbar ist – ansonsten kann ihn das CAT-Tool nicht „herausziehen“. Hat der Projektmanager die zu übersetzenden Dokumente importiert, „splittet“ das CAT-Tool den Text beim Einlesen in einzelne Segmente auf. Ein Segment kann dabei einen ganzen Satz oder auch einzelne Wörter/Wortgruppen umfassen. In der Regel bilden Satzzeichen den Umbruch. So entsteht eine übersichtliche Gliederung.
© MEINRAD Ansicht Übersetzungsprojekt im CAT-Tool
Danach analysiert das Tool den Inhalt der Datei und gleicht ihn mit dem Translation Memory ab. Binnen weniger Sekunden oder Minuten (je nach Dateigröße) steht fest, wie viele Wörter (neu) übersetzt werden müssen. Anhand dieser Analyse können anschließend die Kosten berechnet werden.
Dem Übersetzer präsentiert sich im Übersetzungseditor des CAT-Tools eine zweispaltige tabellarische Ansicht. In der linken Spalte steht der segmentierte Ausgangstext, in der rechten fügt er dann die Übersetzung in der Zielsprache ein. Während der Übersetzung werden dem Übersetzer Sätze beziehungsweise Fragmente aus dem Translation Memory angezeigt, wenn eine Ähnlichkeit zum aktuell von ihm bearbeiteten Satz besteht. Er kann dann entscheiden, ob er den Vorschlag übernimmt oder ob er eine andere Übersetzung wählen muss. Das sorgt nicht nur für Konsistenz innerhalb eines Dokuments, sondern innerhalb aller jemals übersetzten Dokumente. Ebenso werden die Fachtermini der Termdatenbank angezeigt, die für die Übersetzung des Satzes hilfreich sein könnten.
Nach Abschluss der Übersetzung und der Qualitätskontrolle wird die Datei aus dem CAT-Tool exportiert und wieder im ursprünglichen Dateiformat abgespeichert.
Welche Vorteile hat ein CAT-Tool?
Im Gegensatz zur Übersetzung direkt im jeweiligen Programm, in dem ein Text erstellt wurde, hat die Verwendung eines CAT-Tools für Kunden etliche Vorteile. Dazu zählen:
- Einsparungen durch Translation Memorys
- Einsparungen durch exakte Berechnung von internen Wort-/Satzwiederholungen
- höhere Übersetzungsqualität durch Quality Assurance und Datenbanken
- höhere Produktivität des Übersetzers, daher kürzere Lieferzeiten
- Verwendung konsistenter Terminologie
- Verwendung einer konsistenten Sprache (Wiederverwendung von bestehenden Übersetzungen)
- schnelle und genaue Dateianalyse und automatische Kostenkalkulation
- Unterstützung vieler Dateiformate – die übersetzte Datei sieht 1:1 so aus wie das Original
- nahtlose Anbindung durch Schnittstellen an Redaktionssysteme möglich (Stichwort: automatisierte Übersetzungen)
Welche Arten von CAT-Tools gibt es?
Mit ihren vielen Vorteilen sind CAT-Tools heute nicht mehr aus dem Übersetzungsalltag wegzudenken. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von CAT-Tools: serverbasierte und cloudbasierte. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Tools, wie zum Beispiel SDL Trados Studio, memoQ, Wordfast, Déjà Vu, Across, OmegaT und viele mehr. Sie unterscheiden sich zum Teil leicht in ihren Detailfunktionen, die wesentlichen Merkmale sind aber gleich. Jedes Übersetzungsbüro hat seine(n) Favoriten. Falls Unternehmen intern selbst Übersetzungen vornehmen und diese auch in einem CAT-Tool durchführen, dann ist eine gemeinsame Plattform mit dem Sprachdienstleister ratsam, damit beide Seiten die Translation Memorys und Termdatenbanken problemlos nutzen können.
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