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Tekom Jahres­tagung 2019: So war das Event der technischen Kom­munikation

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 28. November 2019

Die tekom Jahres­tagung ist das Event der techni­schen Kom­munikation. Klar, dass MEINRAD auch in diesem Jahr wieder vor Ort war – und zwar mit Meinrad, Sula, Eva, Martin und Bianca. Die drei Letztgenannten waren nicht nur als Besucher, sondern auch als Vor­tragende Teil des Events. Wir ver­raten, was wir von der tekom Jahres­tagung 2019 mit­nehmen konnten. 

Qualitative Inhalte statt Werbeplattform

Besonders positiv ist uns aufgefallen, dass die Qualität der Vorträge in den letzten Jahren stetig steigt und die Tagung moderner, abwechslungsreicher und spannender wird. Statt ausschließlich klassischer Vorträge, werden nun zunehmend Diskussions-Arenen, Meetups und ähnliche interaktive Programmpunkte angeboten. Diese Entwicklung wird durch ein immer jünger werdendes Publikum verstärkt, welches Abwechslung sucht und neuen Input bringt. Auch die Anzahl jener Vorträge mit minutenlanger Eigenwerbung vor dem eigentlich wertvollen Input sinkt. 

Eva, Meinrad (vorne) Martin, Sula mit und Bianca (hinten) bei der Anreise zur tekom.

Die wichtigsten Themen der tekom 2019

Wie in jedem Jahr standen auch diesmal einzelne Themen besonders im Vordergrund. Aufgrund der sich schnell entwickelnden technischen Innovationen befindet sich die gesamte Branche stets im Wandel und bringt immer wieder neue Trends hervor. So wurden in diesem Jahr folgende Themen besonders heiß diskutiert:

Simplified Technical English (STE)

Die Bedeutung von Simplified Technical English liegt schon in dessen Namen – im Grunde handelt es sich um ein regelbasiertes, „vereinfachtes” Englisch für die technische Kommunikation. Das natürliche Englisch wird beim Simplified Technical English auf eine standardisierte Teilmenge begrenzt. Dies fördert klare Satzstrukturen, indem komplexe Satzgefüge minimiert werden. Vor allem für Autoren, deren Muttersprache nicht Englisch ist, ist das STE hilfreich. Für die technische Kommunikation hat dies darüber hinaus den Vorteil, dass Zweideutigkeiten, die zu Unklarheiten im Verständnis führen können, vermieden werden. Gleichzeitig reduziert das STE Übersetzungskosten. Auch für die internationale Zusammenarbeit ergeben sich durch das Simplified Technical English Vorteile: Die Abstimmungen mit Niederlassungen im Ausland wird optimiert. Denn durch das regelbasierte Vorgehen ist die Übersetzung leichter prüfbar, was auch mit automatisierten Tools geschehen kann. Übersetzer beklagen sich zwar über schlechtere Qualität der Ausgangstexte, da das STE jedoch vor allem für die Erstellung von technischen Inhalten und nicht etwa für kreative Marketing Texte genutzt wird, ist es eine gute Möglichkeit, um Prozesse zu optimieren. 

Terminologie

Terminologie und gut verwaltete terminologische Datenbanken sind schon lange wichtig für qualitativ hochwertige Texte und Übersetzungen. Die erheblichen (Einsparungs-)Potentiale und die grundsätzliche Bedeutung von Terminologie werden nun zunehmend branchenweit erkannt. Problematisch ist allerdings, dass es vielen technischen Redakteuren und internen Übersetzern bisher noch an den richtigen Werkzeugen fehlt, um nutzenstiftend und kostensparend mit Terminologie zu arbeiten. Denn für ein wirklich effizientes Terminologiemanagement genügen Glossare und endlose Excel-Listen nicht. Gute Terminologie-Systeme sind jedoch Investitionen, die viele Unternehmen (noch) nicht bereit sind zu tätigen. Idealerweise arbeiten technische Redakteure und interne Übersetzungsabteilungen mit Terminologie-Systemen, die konnektiv, das bedeutet, nahtlos an das Redaktionssystem anzubinden, sind. MEINRAD erkennt die bestehenden Herausforderungen im Umgang mit Terminologie und arbeitet gemeinsam mit den Kunden an maßgeschneiderten Lösungen.

Machine Translation

Das Thema Machine Translation ist inzwischen ein Klassiker im Bereich der technischen Kommunikation. Gleichzeitig ist es ein Gebiet, das sich rasant entwickelt und daher immer neue Trends und damit verbundene Herausforderungen bereithält. In diesem Jahr wurde in diesem Zusammenhang über Folgendes diskutiert:

  • die Verwendung von selbst-trainierten Engines (Dies ist nur bei riesigen Datensätzen und sauberen Translation Memory Systemen möglich.)
  • Datenschutz: Wie kann man bei der Verwendung von Machine Translation Engines sichergehen, dass sensible Daten nicht im Netz landen? 
  • die Suche nach Post-Editoren: Wo sind diese zu finden und wie sind sie zu rekrutieren? Laut ISO 18587 müssen Post-Editoren die gleichen Anforderungen wie Übersetzer erfüllen. Das heißt, dass sie idealerweise nicht lange gesucht werden, sondern der bestehende Pool an Übersetzern kontaktiert werden sollte. Dabei ergeben sich Möglichkeiten, Beziehungen zu stärken, Schulungen anzubieten und die Dienstleister weiterzubilden. 
  • die Bezahlung der Post-Editoren: Ziel ist eine Win-Win Situation. Um diese zu erreichen, ist eine faire Bezahlung essentiell. Bezüglich der Art und Weise der Bezahlung von Post-Editoren besteht jedoch Unsicherheit – eine Standard-Lösung gibt es in dem Bereich noch nicht.
    Wird etwa per Wort bezahlt oder doch per Normzeile oder sogar per Stunde? Und wird die Bezahlung von der Edit Distance abhängig gemacht?
    Mehr denn je gilt es bei der Verhandlung bezüglich des Honorars von Post-Editoren eine offene Kommunikation und gute Beziehungen zu pflegen, um eine optimale Lösung für alle Seiten zu finden.
  • Wir wissen, Sie tun es auch: Ob offiziell oder inoffiziell, die maschinelle Übersetzung ist weltweit in Unternehmen angekommen und wird mittlerweile zunehmend auch unternehmensintern genutzt.

Optimierung der internen Übersetzungsabteilung

Zum Thema Optimierung der internen Übersetzungsabteilung gab es einen Vortrag aus unseren eigenen Reihen: MEINRAD CEO Eva hat einen Strategie-Workshop für Übersetzungsabteilungen geleitet, der rundum auf Begeisterung gestoßen ist. Das zeigt uns, dass die Motivation und der Wunsch nach Veränderung und Optimierung in dem Bereich groß sind. Beliebte Gesprächspunkte waren darüber hinaus die Kostenrechnung, die Kosten von inkonsistenter Terminologie, KPIs, Haftungsthemen und das Managing-up. Grundsätzlich wird immer wieder diskutiert, welchen großen Mehrwert die interne Übersetzungsabteilung bringt und wie dieser gezeigt werden kann.

Diskussionen über die Zukunft der Branche

Unser Eindruck ist, dass die sich ständig wandelnden Prozesse in der technischen Übersetzung bei vielen noch mit Unsicherheit behaftet sind. Denn die Veränderungen in der Branche sind auch mit neuen Ansprüchen an die Kompetenzen und neu definierten Jobrollen der technischen Übersetzer verbunden. Im Rahmen eines Meetups mit Teilnehmern aus Industrie und Übersetzung wurden in diesem Zusammenhang wichtige Themen aufgeworfen und diskutiert. Kernfragen waren zum Beispiel: „Was sind die Anforderungen der Industrie an die Übersetzung?” oder „Welche speziellen Kompetenzen werden für Aufgaben der technischen Übersetzung benötigt?” Die Debatte vermittelte das Gefühl, dass es zum Teil noch an Aufklärung über zukünftige Entwicklungen und vor allem die Bedeutung der Machine Translation für die Branche mangelt. Wichtig ist, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die maschinelle Übersetzung kein Ersatz für Humanübersetzungen ist, sondern es vielmehr auf eine Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ankommt.

MEINRADs Vorträge

Neben dem Vortrag und Strategie-Workshop von Eva, haben auch die beiden Projektmanager und In-House Linguisten Martin und Bianca Vorträge gehalten. Vor allem der Beitrag zum Thema Post-Editing, für den Martin und Bianca gemeinsam auf der Bühne standen, entfachte Begeisterung beim Publikum. Der Vortrag zeigte, dass einige Zuhörer noch wenig Erfahrung mit dem Post-Editing maschineller Übersetzungen haben, während andere sich schon gut mit dem Thema auskennen. Martin und Bianca gestalteten den Workshop interaktiv und passten ihn dem Wissensstand der Zuhörer an.

Vortrag verpasst? Voller Energie haben Bianca und Martin gleich nach der Veranstaltung noch einmal über das Erlebte gesprochen und es aufgezeichnet – die MP3-Datei gibt es hier zum Downloaden. Darüber hinaus wird die Datei an alle Teilnehmer des Workshops gesendet.

Martin und Bianca kurz vor ihrem Vortrag auf der tekom

Zusammenkommen beim Stammtisch der tekom Österreich

Neben spannenden Vorträgen und hitzigen Diskussionen konnte auch der Stammtisch der tekom Österreich wieder überzeugen. Als eine der wenigen Gelegenheiten, sich mit Kollegen aus anderen Regionen auszutauschen, wurde der Stammtisch genutzt, um über fachliche und persönliche Themen zu plaudern. 

Fazit: Wir freuen uns schon auf die nächsten tekom Veranstaltungen in Österreich und natürlich auch auf die tekom Frühjahrstagung 2020. Hier gibt’s übrigens auch noch den Nachbericht der tekom selbst.

 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.