Für die Profis unter den technischen Autoren ist der Begriff Single Sourcing – oder Single Source Publishing (SSP) – schon lange kein Fremdwort mehr. Man bezeichnet damit das Erstellen von Inhalten in einer einzigen Quelle, aus der heraus man in unterschiedliche Ziele publizieren kann.
Zum Beispiel in verschiedene Dateiformate (PDF, WebHelp, HTML Help, Word, etc.), für unterschiedliche Zielgruppen (z.B. Endbenutzer, Servicetechniker, Installationstechniker) oder für verschiedene regionale Gebiete. Der Vorteil: Mit Single Sourcing kann man Kosten senken und gleichzeitig die Konsistenz und Qualität der Dokumentation erhöhen.
Erinnern Sie sich noch an RoboHelp, Doc-to-Help und Co.? Diese Programme gehörten zu den ersten Single Source Publishing Programmen, die Anfang der 1990er-Jahre auf den Markt kamen. Mittlerweile haben sich diese Klassiker unter den Single Source Publishing Tools weiterentwickelt und darüber hinaus sind zahlreiche weitere Programme auf den Markt gekommen. Dazu zählen beispielsweise MadCap Flare, Author-IT oder Help&Manual.
Eine Quelle – viele Publikationen
Der Vorteil am Erstellen von Inhalten in solchen Single Source Publishing Programmen liegt im enormen Potential für Kosteneinsparungen. Denn mit Hilfe von SSP-Tools müssen die Quelldateien nur ein einziges Mal übersetzt werden, lassen sich aber für Publikationen in unterschiedlichen Dateiformaten und Versionen nutzen. So können Sie zum Beispiel aus einer Quelle nicht nur ein PDF-Handbuch, sondern gleichzeitig auch noch eine Online-Hilfe erstellen. Aus derselben Quelle kann darüber hinaus eine Anleitung für die Installationstechnikerinnen, eine zweite für die Servicetechniker und eine dritte für die Endbenutzerinnen angefertigt werden.
Fast alle Single Source Publishing Programme bieten die Möglichkeit, Textbausteine zu erstellen, die an mehreren Stellen einer Dokumentation benötigt werden. Das hat den Vorteil, dass notwendige Änderungen am Text nur an einer einzigen Stelle gemacht werden müssen und sofort an allen anderen Stellen wirksam sind. Außerdem lässt sich so das Übersetzungsvolumen drastisch reduzieren. Gleichzeitig erhöht sich die Konsistenz im gesamten Text, was wiederum die Qualität der Dokumentation und deren Lesbarkeit und Verständlichkeit verbessert.
Herausforderungen im Umgang mit SSP-Tools
Wie so häufig gibt es jedoch auch bei der Verwendung von SSP-Tools kein Licht ohne Schatten. Das betrifft beispielsweise Variablen. Sie sind eine weitere Funktion der SSP-Programme, um die Texterstellung zu erleichtern und die Wiederverwendbarkeit zu erhöhen. Allerdings kann eine unüberlegte oder übermäßige Verwendung von Variablen Probleme bei der Übersetzung verursachen. In vielen Programmen lassen sich Texte noch genauer für die jeweiligen Ausgaben steuern – aber auch hier ist Vorsicht geboten, denn was im Ausgangstext funktioniert, kann überraschende und wenig erfreuliche Auswirkungen auf eine Übersetzung haben.
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Da MEINRAD bereits seit einem Vierteljahrhundert Erfahrung in der Übersetzung von SSP-Projekten gesammelt hat, können wir auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken, den wir gerne mit Ihnen teilen.
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