Herzenssachen

Entwicklungen und Trends in der Übersetzungsbranche

Meinrad Reiterer im Gespräch

Quo vadis, Übersetzungsbranche? Dieser Frage geht MEINRADs Gründer und CEO Meinrad Reiterer nach. Während seiner knapp 30-jährigen Tätigkeit als Übersetzungsdienstleister hat sich einiges getan. In jüngster Zeit beobachtet er einen starken Trend hin zu Machine Translation und agilen Anbindungsmöglichkeiten von kundenseitigen Systemen an die Systeme von Übersetzungsbüros durch Schnittstellen.

Die Zeit ist auch in der Übersetzungsbranche nicht stehen geblieben. Kaum vorstellbar, dass vor 30 Jahren Übersetzungsaufträge per Fax geschickt wurden. So etwas wie CAT Tools gab es erst im Ansatz. Translation-Memory-Systeme kamen auf, wurden jedoch mit großer Skepsis betrachtet. Heute sind sie fester und unverzichtbarer Teil des Übersetzungsprozesses. 

Siegeszug von Machine Translation 

Ähnlich verhielt es sich auch mit Machine Translation. Anfangs noch – zu Recht – verpönt, kommt man heute um das Thema MT nicht mehr herum. Doch die Vorteile künstlicher Intelligenz lassen sich nicht mehr leugnen. Machine Translation gewinnt in der Branche nach wie vor mehr und mehr an Bedeutung. Die MT-Engines werden laufend weiterentwickelt und verbessert und bekommen neue Features. So haben sich die Anpassbarkeit und die Einbindung von Terminologie in den letzten Jahren stark erhöht. Es steigt nicht nur das Angebot an verfügbaren Engines, sondern auch immer mehr CAT-Tools versuchen, die Ergebnisse mehrerer Engines zu integrieren. Dank eines ausgeklügelten Algorithmus im Hintergrund soll dann das jeweils beste Ergebnis verwendet werden. Ziel ist es, die Übersetzer bzw. Post-Editoren so zu unterstützen, dass sie in kürzerer Zeit ein größeres Volumen bearbeiten können.  

Automatisierungen und Anbindungen 

Seit einigen Jahren ist auch zu beobachten, dass die Anbindung von kundenseitigen Systemen (Redaktionssysteme, CMS-Systeme, PIM-Systeme etc.) an die Systeme des Übersetzungspartners immer wichtiger wird (Schnittstellen). Ziel dabei ist es, den Übersetzungsprozess so in die Abläufe des Kunden einzubinden, dass auf beiden Seiten der manuelle Aufwand reduziert wird. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern minimiert auch das Fehlerrisiko.  

Eines lässt sich deutlich erkennen: Der Anteil der eigentlichen Übersetzungsleistung in der Wertschöpfungskette nimmt prozentuell ab. Gleichzeitig steigen die Anteile Technologie, Beratung, Anbindungen und Automatisierungen. Der Wunsch nach optimierten Prozessen, nach wenig manuellem Aufwand, ist groß. Bemerkbar ist dieser Trend durch die steigende Anzahl an Kunden, die aktiv nach solchen Lösungen fragen. 

Anpassung an den individuellen Übersetzungsworkflow 

Dabei ist die Herausforderung, herauszufiltern, welche Systeme von der Integration abgedeckt werden sollen. Es gibt in den wenigsten Fällen allgemein nutzbare Adapter. Selbst wenn es Anbindungen „von der Stange“ für häufig genutzte Autoren- und Content Management-Systeme gibt, müssen diese in den meisten Fällen angepasst werden. Eine in WordPress gehostete Website kann zum Beispiel sehr unterschiedlich aufgebaut sein. Darauf muss bei der Anbindung Rücksicht genommen werden. Das bedeutet je nach System einen mehr oder weniger großen Programmieraufwand. Grundsätzlich sind Schnittstellen aber für (fast) alle Systeme möglich, auch für „selbstgebastelte“. Im Folgenden sind beispielhaft einige der Systeme angeführt, zu denen Übersetzungsschnittstellen bereits möglich sind: 

  • Redaktionssysteme wie Schema ST4 
  • Wordpress 
  • Drupal 
  • Typo 3 
  • Marketto 
  • Sharepoint 
  • usw.  

Immer öfter nachgefragt werden auch Anbindungen über GIT (insbesondere Gitlab oder Github). Über diese Anbindung lassen sich nicht nur Software-Texte agil übersetzen, sondern auch MadCap Flare-Projekte, Help&Manual-Projekte, FrameMaker-Dateien und viele andere textbasierte Formate (xml, html, xliff). Durch die Schnittstelle sparen sich Kunden viel Zeit, ein agiles Arbeiten ist möglich. Übersetzungsaufträge können in kürzerer Zeit getriggert werden. Diese vergleichsweise einfach zu realisierende Art von Anbindung ist für all jene interessant, die häufige Übersetzungen in kurzen Abständen zu bewältigen haben. 

Trend zur Konsolidierung 

Ein weiterer Trend, der sich in den letzten Jahren in der Branche abzeichnet, ist die Konsolidierung des Übersetzungsmarktes. Es gibt immer größere Unterschiede zwischen (großen) Übersetzungsbüros, die auf riesige Volumina zu einem geringen Preis und einer oft auch geringen Qualität ausgelegt sind, und kleineren und mittleren Übersetzungsbüros mit Spezialisierungen. Letztere folgen zwar auch den (technologischen) Trends, legen aber großen Wert auf hochwertige Übersetzungen, Prozessoptimierung und Beratung. Dementsprechend gibt es am Markt unterschiedliche Anbieter, die unterschiedlich gut für die jeweiligen Anforderungen geeignet sind. 

Fachübersetzer mit Tool-Wissen 

Apropos Eignung: Durch den stetigen Wandel in der Branche ist es mitunter schwierig geworden, gut ausgebildete Übersetzer zu finden. Gut ausgebildet bezieht sich dabei nicht nur auf die linguistischen Fähigkeiten und das Wissen im jeweiligen Fachgebiet, sondern auch auf den Umgang mit aktueller Technologie. Übersetzer sollten mit modernen Software-Tools umgehen können, damit sie nicht nur effizient, sondern auch korrekt arbeiten. Und diese Rosinen im Kuchen zu finden, ist die Aufgabe und Herausforderung für Übersetzungsbüros. 

Dauerbrenner: Terminologie im Übersetzungsprozess 

Last but not least: Die Wichtigkeit von Terminologiemanagement rückt in den Unternehmen immer mehr ins Bewusstsein. Die Globalisierung verlangt eine multilinguale Corporate Language, Terminologie spielt dabei eine Schlüsselrolle. Durch professionelles Terminologiemanagement sind nicht nur beträchtliche Einsparungen bei den Übersetzungskosten möglich, ein einheitliches Wording sorgt auch für ein gutes Image. Mittels moderner Tools und Technologie ist Terminologiemanagement heutzutage keine Hexerei mehr. Das Tool QTerm ermöglicht beispielsweise einen einfachen Einstieg ins Terminologiemanagement und wird gut angenommen. 

Aus all diesen Punkten geht klar hervor: Der Trend in der Übersetzungsbranche geht dahin, moderne Technologie optimal zu nutzen, um effizient und kostengünstig zu arbeiten. Für Übersetzungsbüros ist es daher unerlässlich, am Puls der Zeit zu bleiben. 

 

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Titelbild: © Rene Knabl

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