Prozessoptimierung

Dank Textsortenklassifikation gemeinsam zum perfekten Übersetzungs-Workflow

Iconliste von verschiedenen Papieren und Dokumenten

Schubladendenken? Ja, bitte – und zwar, wenn es um die Kategorisierung von Texten geht, die übersetzt werden sollen. Im Übersetzungsjargon nennt sich das übrigens Textklassifikation: Dabei werden alle Textsorten, die ein Unternehmen erstellt und übersetzt benötigt, anhand von gewissen Kriterien eingeordnet. So kann der ideale Servicelevel für die jeweilige Kategorie gefunden werden – das sichert die Qualität und schont den Geldbeutel. 

In der Übersetzungswelt gibt es keinen Platz für Einheitslösungen. Jeder Text hat seine eigenen Anforderungen und muss vor Beginn der Übersetzung gut analysiert werden. So kann herausgefunden werden, welcher Servicetyp und Übersetzungsworkflow am besten für die Übersetzung geeignet sind. 

Was versteht man unter einer Textsortenklassifikation?

Textsortenklassifikation bedeutet, dass Texte in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Das geschieht basierend auf spezifischen Kriterien, die sowohl sprachlicher als auch inhaltlicher oder kommunikativer Natur sein können – wie beispielsweise Fachbereich, Zweck, Stil und Zielpublikum. Ein paar Beispiele für Textsorten wären unter anderem juristische Dokumente, technische Anleitungen und Handbücher, Werbetexte, literarische Texte oder wissenschaftliche Artikel. 

Textsortenklassifikation in Zusammenhang mit Übersetzungen

In der Regel haben Unternehmen immer dieselben Textsorten, die sie übersetzen lassen möchten – zum Beispiel Technische Dokumentationen, Software-Texte, Pressemitteilungen, Dokumente zur internen Kommunikation, Marketingbroschüren oder Verträge. Wenn gemeinsam mit der Übersetzungsagentur eine Textsortenklassifikation durchgeführt wird, lässt sich für jede Textsorte der richtige Servicelevel finden – auch in Abhängigkeit vom Risiko, das von einer nicht einwandfreien Übersetzung ausgehen würde. Es kann beispielsweise festgelegt werden, dass alle internen Mitteilungen ausschließlich mittels Machine Translation und anschließendem Post-Editing übersetzt werden – auch Technische Dokumentationen, soweit es möglich ist. Marketingtexte sollten beispielsweise nur mit einer reinen Humanübersetzung übersetzt werden, und bei Verträgen kommt im Anschluss an die Humanübersetzung noch eine Revision durch einen zweiten Übersetzer hinzu. Das wäre ein mögliches Szenario für die Anwendung der Textsortenklassifikation. So wissen Sie als Kunde genau, welche Leistung Sie bekommen, und die Übersetzungsagentur weiß, welche Anforderungen Sie an die spezifischen Textsorten haben. Ihre Texte werden also in gewisser Weise in Schubladen gesteckt. 

Wie läuft eine Textsortenklassifikation ab?

Im Idealfall schickt ein Unternehmen der Übersetzungsagentur Beispiele der Texte, die es in der Regel übersetzen lässt, zu. Danach sieht sich die Übersetzungsagentur die Texte genau an, analysiert sie und teilt sie dann aufgrund der oben angeführten Kriterien in Textsorten ein. Übersetzungsagenturen verfügen normalerweise bereits über viel Erfahrung, wenn es um die Frage geht, welche Servicetypen für welche Textsorten am besten geeignet sind. So kann das Team dort auch recht schnell feststellen, welche Texte des Kunden sich für Machine Translation mit anschließendem Post-Editing eignen. Aufgrund der durchgeführten Analyse und der Erfahrung der Übersetzungsagentur kann das Team anschließend dem Kunden eine genau Auflistung der idealen Servicetypen für die jeweiligen Textsorten geben. 

Vorteile der Textsortenklassifikation 

Diese Analyse von Textsorten bringt viele Vorteile mit sich – gerade dann, wenn sie übersetzt werden sollen. Zu diesen Vorteilen zählen: 

  • Verbesserte Konsistenz und Qualität: Durch das Einteilen von Texten in Kategorien können beim Übersetzen spezifische Stilrichtlinien und Terminologievorgaben, die für eine spezielle Textsorte gedacht sind, eingehalten werden. Technische Handbücher und Anleitungen erfordern beispielsweise eine klare und präzise Sprache, während beim Übersetzen von Werbetexten mehr Spielraum bleibt. Es können auch Styleguides für die jeweiligen Textsorten, an die sich Übersetzer halten können, erstellt werden, um innerhalb der Textsorten für noch mehr Konsistenz zu sorgen.
  • Gesteigerte Effizienz: Durch das Einteilen von Texten in Kategorien können Übersetzungsaufträge effizienter zugeordnet und bearbeitet werden. Übersetzer, die über Spezialwissen in bestimmten Bereichen verfügen (z. B. technischer Hintergrund, Marketingerfahrung etc.) können für bestimmte Aufträge eingesetzt werden und müssen so weniger Recherche betreiben. Dadurch wird der Übersetzungsprozess an sich beschleunigt und die Genauigkeit sowie Richtigkeit der Übersetzungen verbessert. 
  • Bessere Nutzung der Ressourcen: Durch das Einteilen von Texten in Kategorien können textsortenspezifische Translation Memorys und Termdatenbanken erstellt werden. So kann sichergestellt werden, dass in den jeweiligen Datenbanken nur Einträge vorhanden sind, die für die jeweilige Textsorte relevant sind. So wird gewährleistet, dass die Übersetzungen sauberer sind und Terminologie nicht vermischt wird. 
  • Optimierte Projektplanung: Durch das Einteilen von Texten in Kategorien kann bereits vorab geplant werden, ob komplexe Revisions- oder Korrekturprozesse für die Übersetzung notwendig sind. So bevorzugen es viele, dass bei juristischen Texten ein zweiter Übersetzer eine Revision durchführt oder bei Marketingtexten ein kundeninterner Revisor einen finalen Blick darauf wirft. Wenn der Ablauf vorab geplant werden kann, können die Übersetzungsprozesse optimiert, Projekte realistisch geplant und Deadlines besser eingehalten werden. 

Nutzen der Textsortenklassifikation im Übersetzungsworkflow 

Die obenstehenden Vorteile der Textsortenklassifikation gehen Hand in Hand mit ihrem praktischen Nutzen in der Übersetzung. Es gibt einige Anwendungsbeispiele dafür, den Übersetzungsworkflow zu optimieren: 

  • Bessere Vorbereitung der Übersetzer: Wenn die Textsorte bekannt ist, können sich Übersetzer gezielt darauf vorbereiten und effektiver nach Fachterminologie suchen, sich einlesen sowie sich mit den Stilrichtlinien vertraut machen. Durch diese gründliche Vorbereitung wird die Qualität der Übersetzung erhöht und die Effizienz des Übersetzungsprozesses automatisch gesteigert. Beispielsweise verringert sich auch die Wahrscheinlichkeit von Rückfragen seitens des Übersetzers, wenn er sich dank der Einteilung des Textes in eine Kategorie bereits gründlich mit den Anforderungen und der Thematik vertraut machen konnte.  
    Auch in den Bereichen Technik, Medizintechnik und Software, auf die sich MEINRAD spezialisiert hat, ist es wichtig, diese Fachbereiche direkt zu Beginn zu erkennen und die Texte entsprechend zu kategorisieren. Dadurch können die richtigen Prozesse festgelegt werden, und es wird bei der Wahl der Übersetzer dafür gesorgt, dass die optimalen Ergebnisse erzielt werden können. Im medizintechnischen Bereich setzt MEINRAD beispielsweise nur Übersetzer ein, die auf diese Branche spezialisiert sind und mit der entsprechenden Terminologie vertraut sind. Ebenso wird darauf geachtet, im Technikbereich, je nach Spezialgebiet Übersetzer mit der nötigen Erfahrung einzusetzen. Für Software-Übersetzungen werden Übersetzer ausgewählt, die die Anforderungen dieser Textsorte kennen und die geeignete Sprache anwenden können. 
  • Erhöhte Automatisierung von Prozessen: Durch die Textsortenklassifikation können beispielsweise in Translation-Memory-Systemen (TMS) und CAT-Tools Vorlagen für bestimmte Textsorten erstellt werden, wodurch die richtigen Ressourcen automatisch angehängt werden und Zeit gespart wird. Außerdem können für manche Textsorten auch Schnittstellen, die den Arbeitsalltag auf allen Seiten erleichtern, eingerichtet werden. 
  • Einsatz von Machine Translation: Durch die Textsortenklassifikation kann auch vorab festgestellt werden, ob sich Texte für eine Übersetzung durch Machine Translation eignen, denn nicht immer ist Machine Translation die beste Wahl. Texte mit einfacher Sprache und kurzen Sätzen wie sie z. B. in Technischen Dokumentationen sowie juristischen Texten und informellen Schreiben vorkommen, sind in der Regel gut für MT geeignet, während sich kreative Texte mit Wortwitzen und verspielter Sprache (z. B. Marketingtexte) eher nicht dafür anbieten. 
  • Qualitätssicherung: Es können bestimmte Qualitätssicherungsmaßnahmen, die auf die jeweilige Textsorte zugeschnitten sind, festgelegt werden. So können für juristische Texte und technische Handbücher andere, strengere Kriterien festgelegt werden als für Marketingtexte, die in der Regel freier übersetzt werden. 

Fazit 

Die Textsortenklassifikation ist ein wichtiges Tool, das die Qualität und Konsistenz sowie die Effizienz im Übersetzungsworkflow erheblich verbessern kann. Durch das systematische Einteilen von Texten in Kategorien kann der ideale Servicelevel gefunden sowieso Prozesse besser geplant werden. Außerdem können Ressourcen besser gewartet werden, wodurch es langfristig zu sauberen Translation Memorys und Termdatenbanken kommt. 

 

 

 

Titelbild © Adobe Stock

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