Prozessoptimierung

Best Practice: So sind In-Country Review-Prozesse effizient und erfolgreich

In-Country Review

Viele Unternehmen möchten die von Übersetzungsbüros angefertigten Übersetzungen von Mitarbeitern in den Niederlassungen überprüfen lassen. An sich eine gute Idee, da diese die Zielgruppe am allerbesten kennen und so die Übersetzungen noch optimieren können. Damit aber tatsächlich optimiert und nicht „verschlimmbessert“ wird, sollte einiges beachtet werden.

Der Übersetzer ist fertig, hat seine Arbeit mit technischer, fachlicher und linguistischer Expertise und Genauigkeit durchgeführt. Doch damit ist es in vielen Fällen noch nicht getan: Ein Revisor überprüft im Anschluss die Übersetzung. Vielfach handelt es sich dabei nicht um einen zweiten, vom Übersetzungsbüro ausgewählten Übersetzer, sondern um einen Mitarbeiter in einer Niederlassung auf Kundenseite. Dieser Prozess nennt sich „In-Country Reviewing“. Er nutzt das Know-how der Experten vor Ort, die genau wissen, worauf es im Wording ankommt. Der große Vorteil eines In-Country Reviews ist, dass trotz aller Fachkenntnis des Übersetzers, ein In-Country Reviewer vermutlich ein noch besseres Gespür für die Marke und das Zielpublikum sowie die Unternehmensterminologie hat. Er kann der Übersetzung den letzten Schliff verpassen und dafür sorgen, dass sie bei der Zielgruppe optimal ankommt.

In-Country Reviewer: Bitte mit Vorgaben!

Was in der Theorie erst einmal gut klingt, kann in der Praxis aber schnell zu Frustration, Inkonsistenzen und Fehlern, Zeitverzögerung und Mehrkosten führen. Einfach jede Übersetzung an In-Country Reviewer zu geben, die dann emsig „drauflos korrigieren“ und nach Gutdünken möglicherweise die halbe Übersetzung umschreiben, ist nicht zielführend und kostet unnötig Geld. In-Country Reviewer sprechen zwar zwei (oder mehr) Sprachen und haben fachliche Expertise, aber sie sind keine professionellen Übersetzer. Das heißt, dass ihnen in der Regel linguistische Expertise fehlt. Das kann dazu führen, dass sie Dinge ausbessern, die sie nicht ausbessern sollten und schlimmstenfalls Fehler und/oder Inkonsistenzen einbauen. Wenn sie dann der Übersetzung vielleicht noch Informationen hinzufügen, die der Übersetzer nicht wissen kann, weil sie nicht im Ausgangstext stehen, ist das Chaos vorprogrammiert, sobald die redigierte Übersetzung zurück an das Übersetzungsbüro und damit ins Translation Memory wandert.

Zusätzlich gilt es zu bedenken, dass In-Country Reviewer diese Aufgaben zusätzlich zu ihrer normalen Tätigkeit übernehmen. Schlimmstenfalls kann diese Mehrfachbelastung zu mangelnder Sorgfalt oder einer terminlichen Verspätung führen.

Stammübersetzer bieten Mehrwert

Besonders bei der Einführung neuer Produkte oder am Beginn der Zusammenarbeit mit einem Übersetzungsbüro bzw. neuen Übersetzern macht es Sinn, wenn In-Country Reviewer die Übersetzung überprüfen. Auf Dauer, also sobald die Prozesse gut eingespielt sind, ist es aber sinnvoller und effizienter, ein Übersetzungsbüro und Stammübersetzer zu haben, denen man vertraut. Insbesondere wenn es saubere Terminologiedatenbanken und Translation Memories gibt, arbeiten Stammübersetzer wie interne Mitarbeiter. Mit der Zeit kennen Stammübersetzer das Unternehmen und die Terminologie in- und auswendig, und sie kennen das „große Ganze“, weil sie die vorherigen Übersetzungen gemacht haben und diese im CAT-Tool/Translation Memory jederzeit auffinden können, was für Konsistenz sorgt. Hier jedes Mal jede noch so kleine Übersetzung an In-Country Reviewer zu geben, würde vermutlich mehr schaden als nutzen.

Klare Vorgaben, gute Ergebnisse

Übersetzer haben die sprachliche, In-Country Reviewer die fachliche Expertise. Um das Optimum aus dem Übersetzungsprozess herauszuholen, ist ein gutes Zusammenspiel von Stammübersetzer und In-Country Reviewer unerlässlich. Jeder muss wissen, was seine Rolle ist und was von ihm erwartet wird. Das gilt besonders für die In-Country Reviewer. Deshalb sollten die Reviewer eine klare und eindeutige Anweisung erhalten, worauf sie ihr Augenmerk richten sollen und was ausgebessert werden soll und was nicht. Eindeutige Fehler wie Tipp-, Rechtschreib- Grammatik- und Terminologie-Fehler sollten selbstverständlich korrigiert werden. Empfehlenswert ist eine ausführliche Schulung, in der den Reviewern auch das Tool erklärt wird, mit dem sie arbeiten. Wichtig ist, dass die Reviewer neben Ausgangs -und Zieltext auch die Terminologiedatenbank zur Seite gestellt bekommen, die die Übersetzer verwendet haben. Ideal zur Überprüfung eignet sich zum Beispiel ein der SAE-J2450 ähnliches Modell, welches individualisierbar ist. Übersetzungsfehler lassen sich damit objektiv bewerten. Umgekehrt sollte in Zusammenarbeit von Übersetzungsbüro und Kunde für die Stammübersetzer ein Styleguide arbeitet werden. So können unerwünschte Übersetzungen erheblich minimiert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es beim Thema In-Country Review nicht „die Methode“ gibt. Wenig durchdacht kann ein In-Country Review zu Frust, Mehrkosten, Zeitverzögerung und Terminproblemen sowie chaotischen Übersetzungen und unbrauchbaren Translation Memories führen. Es gilt also, sich genau zu überlegen, ob und in welcher Form ein In-Country Review sinnvoll ist. Man sollte sich individuell ansehen, was für das jeweilige Unternehmen die beste Lösung ist. Wenn auch Sie interessiert an der Einbindung Ihrer Mitarbeiter in den Revisionsprozess sind – sprechen Sie mit uns und wir finden gemeinsam die beste Lösung.

 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.

Titelbild: © Storyblocks

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