In der Schule wurden Sie für eine vielfältige und abwechslungsreiche Schreibweise gelobt. Doch in der technischen Dokumentation und vor allem in der Übersetzung kann eine solche Ausdrucksweise zu echten Problemen – und damit hohen Übersetzungskosten – führen. Wir verraten Ihnen, wie Sie das mit übersetzungsgerechtem Schreiben verhindern können.
Übersetzungsgerechtes Schreiben – was ist das?
Niemand will es und doch passiert es immer wieder: Ein Text oder eine technische Dokumentation bereitet Probleme bei der Übersetzung. Bandwurmsätze, unzählige Aufzählungen oder Satzklammern stellen Übersetzer und Übersetzungssysteme vor echte Herausforderungen. Dies kann schnell echte „Übersetzungsunfälle” zur Folge haben, deren Vermeidung im wahrsten Sinne des Wortes wertvolle Vorteile hat.
Was also können Sie als Redakteur tun, um Übersetzungsprobleme zu verhindern? Die Antwort: Bereits bei der Erstellung eines Ausgangstextes an eine spätere Übersetzung denken. Oder kurz: Übersetzungsgerecht schreiben. Das meint vor allem leicht verständliches Schreiben. Denn ein Ausgangstext, der flüssig und klar formuliert ist, bereitet auch bei der Übersetzung weniger Probleme. Doch was genau heißt eigentlich „verständlich”?
„Ein Satz ist dann leicht verständlich, wenn er nach einem Mal vorlesen vom Gegenüber noch genauso wiedergegeben werden kann.”
Das ist die Faustregel von Martin Holzmann, Gründer und Gesellschafter der ARAKANGA GmbH. Die ARAKANGA GmbH ist erfahrener Dienstleister für technische Dokumentationen und Martin Holzmann weiß daher ganz genau, worauf es beim übersetzungsgerechten Schreiben ankommt, weil bei der technischen Dokumentation die Verständlichkeit egal in welcher Sprache immer an erster Stelle steht.
In diesem Fall ist das Kurzzeitgedächtnis nicht überfordert – ein sicheres Zeichen für einen gut formulierten Satz.
Übersetzungsgerechtes Schreiben – so geht's
Leicht verständliches Schreiben setzt zunächst einmal voraus, dass das Schreiben als geplanter Prozess betrachtet wird. Zu diesem Vorgang gehören folgende vier Schritte:
1. Schritt: Die Vorbereitung
Um die Basis für einen flüssigen, verständlichen Text zu bilden, sollte bereits vor dem Verfassen des Textes über wichtige Einflussgrößen nachgedacht werden. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen:
- Wer ist die Zielgruppe meines Textes und wie erreiche ich sie am besten?
- Was ist der Zweck des Textes, welche Inhalte möchte ich vermitteln?
Außerdem sollten Ausgangstexte idealerweise direkt in einem Content Management System verfasst werden, um spätere Komplikationen zu vermeiden. Zur Vorbereitung gehören darüber hinaus auch grundlegende Kenntnisse über das Translation Memory System (TMS), das bei der Übersetzung zum Einsatz kommt, um mögliche Probleme im TMS vorherzusehen.
2. Schritt: Die Inhalte
Als nächstes sollten die konkreten Inhalte ins Auge gefasst werden. Wichtig ist hierbei eine Reduzierung der Inhalte auf das Wesentliche, denn unnötige Textbausteine bedeuten zusätzliche Kosten in der Übersetzung. Die inhaltliche Richtigkeit sollte darüber hinaus stets oberste Priorität haben. Inhaltlich richtig ist ein Text dabei erst dann, wenn der Leser die Informationen, die er zum Verständnis benötigt, verständlich und vollständig erhält.
3. Schritt: Die Struktur
Im nächsten Schritt geht es darum, die Inhalte in eine sinnvolle und nachvollziehbare Reihenfolge zu bringen. Auch Bilder mit erklärenden Beschreibungen spielen eine wichtige Rolle für das Verständnis.
1. Formulierung
- Einheitlichkeit in der Terminologie
- Wenn möglich aktiv formulieren
- Standardisierte und einleitende Sätze verwenden
- Abkürzungen erst benutzen, wenn sie zuvor erklärt wurden
- Kurz und verständlich schreiben
- Auf Rückbezüge verzichten
2. Satzbau
- Schachtelsätze, Satzklammern und eingeklemmte Satzteile vermeiden
- Hauptsatz-Nebensatzkonstruktionen vermeiden (maximal ein Nebensatz)
- In so genannten „Frage-Antwort”-Sequenzen, also kleinen Einheiten, schreiben
- Möglichst kurze Sätze formulieren (12 – 15 Wörter)
- Einen Satz nie durch Sonderformatierungen (wie Aufzählungen, Klammern und Bindestriche) unterbrechen, um die Aussage nicht zu verfälschen
- Keinen fortlaufenden Satz durch Listen unterbrechen
Im Anschluss sollten Übersetzer idealerweise das ganze Dokument erhalten, um den gesamten Kontext verstehen zu können. Andernfalls kann es zu Verständnisproblemen und dadurch zu inhaltlichen Fehlern in der Übersetzung kommen.
Übersetzungsgerechtes Schreiben – was bringt’s?
Mit den genannten Tipps für einen übersetzungsgerechten Text erleichtern Sie garantiert den Aufwand jedes Übersetzers. Und darin liegt auch schon der erste Vorteil eines übersetzungsgerechten Textes:
1. Übersetzungskosten sparen
Ein Text, der nach den oben genannten Tipps erstellt wurde, spart Übersetzungskosten. Durch die höhere Einheitlichkeit und die kürzeren Sätze können nämlich mehr Segmente immer wieder verwendet werden, wie Bausteine, und müssen daher nur einmal übersetzt und bezahlt werden. Somit ist die Berücksichtigung der späteren Übersetzung beim Schreibprozess eine von verschiedenen Möglichkeiten, Geld bei der Übersetzung zu sparen.
2. Haftungsrisiken minimieren
Besonders für technische Dokumentationen bietet übersetzungsgerechtes Schreiben noch einen weiteren kritischen Vorteil. Ein komplizierter Text kann nämlich nicht nur zu Übersetzungsunfällen, sondern zu tatsächlichen Arbeitsunfällen führen!
Denn die technische Dokumentation enthält die Nutzungsbeschreibung eines Produkts – stimmt diese nicht und das Produkt wird falsch verwendet, kann dies schnell unschöne Folgen haben. Im Ernstfall sind Unfälle und Verletzungen sowohl für Verbraucher als auch für den in diesem Fall haftenden Hersteller die unerwünschte Konsequenz.
Übersetzungsgerecht schreiben – für den Übersetzer, den Verbraucher und den Hersteller
Egal ob Sie Menschenleben retten, dem Übersetzer das Leben erleichtern, Ihren Arbeitgeber vor Haftungsschäden bewahren oder Kosten sparen wollen – es gibt zahlreiche Gründe, bereits beim Ausgangstext auf eine verständliche und übersetzungsgerechte Ausdrucksweise zu achten. Zum Glück gibt es dafür konkrete Vorgaben, an die Sie sich beim Verfassen eines Textes halten können. Für einen besseren Überblick haben wir alle Tipps und Tricks für das übersetzungsgerechte Schreiben für die technische Redaktion in einem übersichtlichen Leitfaden für Sie zusammengestellt. Hier gelangen Sie zum Download.
Unser herzlicher Dank gilt Martin Holzmann von der ARAKANGA GmbH, der uns als Experte zum Thema übersetzungsgerechtes Schreiben mit Fachwissen unterstützt.
Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.