Machine Translation

Sicher ist sicher: 5 Tipps zur Evaluierung von kostenpflichtigen Machine-Translation-Tools

Zwei Kolleginnen arbeiten gemeinsam in der MEINRAD-Worklounge am Laptop

Im Gegensatz zu kostenlosen maschinellen Übersetzungssystemen sind kostenpflichtige Tools meist entsprechend  sicher in ihrer Verwendung und daher prinzipiell für die Nutzung geeignet. Bevor es ans Eingemachte geht, sollten die Nutzungsbedingungen unter die Lupe genommen und eine Evaluierung durchgeführt werden. Dabei gibt es einige Aspekte, die zu berücksichtigen sind.

Der Preis von kostenfreien Machine-Translation-Tools ist hoch: Man bezahlt zwar kein Geld, aber mit Daten und Inhalten. Dass dies für sicherheitsrelevante Texte und Texte mit sensiblen Inhalten keine gute Idee ist und gewisse Risiken mit sich bringt, liegt auf der Hand. Hier gilt das Motto: Lieber ein wenig Geld in Pro-Versionen investieren, und auf der sicheren Seite sein (die Alternative könnte auch eine Sharing-Economy-Lösung wie ein Self-Service-Portal sein). Aber auch die Richtlinien von kostenpflichtigen Machine-Translation-Diensten unterscheiden sich, weshalb im Vorfeld nicht nur eine gründliche Evaluierung in Bezug auf die qualitative Eignung, sondern auch auf die sicherheitsrelevante Absicherung sinnvoll ist.

Tipps für die Evaluierung

Tipp 1: Datenschutzrichtlinien als Anhaltspunkt

Wenn in Ihrem Unternehmen personenbezogene Daten in der Übersetzung verarbeitet werden, dann sind die Regelungen der DSGVO bei der Auswahl eines Anbieters anwendbar. Insbesondere folgende Punkte sind dabei zu berücksichtigen:

  • Zulässigkeitsprüfung der Verarbeitung der personenbezogenen Daten
  • Zulässigkeitsprüfung der Datenübertragung in Drittländer
  • Nutzungsbedingungen des Anbieters auf Zulässigkeit der Verarbeitung personenbezogener Daten prüfen
  • Auftragsverarbeitungsvereinbarung mit dem Anbieter abschließen

Der unternehmensinterne Datenschutzbeauftragte ist mit den unternehmensspezifischen Besonderheiten und den rechtlichen Grundlagen bestens vertraut und kann hier wichtigen Input geben. Diesen bürokratischen Aufwand kann man umgehen, indem alle Mitarbeiter für dieses Thema sensibilisiert und in der Pseudonymisierung/Anonymisierung von Daten geschult werden, sodass gar keine personenbezogenen Daten mehr an externe Anbieter übermittelt werden. 

Tipp 2: Datensicherheit – auf Standards achten

Um nichtautorisierten Zugriff auf unternehmensrelevante Informationen jedweder Art zu verhindern, sind die Maßnahmen zur Gewährleistung von Datensicherheit zu evaluieren. Mittlerweile gibt es mehrere internationale wie regionale Standards, nach denen sich Anbieter zertifizieren lassen können. Diese Standards bieten in der Evaluierung eine wertvolle Hilfestellung für all jene, die keine mehrjährige Berufserfahrung und Expertise im Bereich IT-Security haben. Die zwei gängigsten Standards sind:

  • ISO/IEC 27001 (v.a. im europäischen Raum)
  • SOC 2 (v.a. im nordamerikanischen Raum)

Beide Standards sind international anerkannt und zeigen, dass das zertifizierte Unternehmen Datensicherheit ernst nimmt. Obwohl sie viele Überschneidungen aufweisen, geht die ISO/IEC 27001 durch die erforderliche Implementierung eines Information Security Management Systems über die Anforderungen der SOC 2 hinaus. Im Zweifelsfall könnte eine ISO/IEC 27001 Zertifizierung also mehr Sicherheit bieten als eine SOC 2 Zertifizierung.

Tipp 3: Rechtsdurchsetzung – auf den Standort kommt’s an

Ein weiterer Punkt, den man bei der Evaluierung nicht außer Acht lassen sollte, ist die Wahrscheinlichkeit auf Rechtsdurchsetzung im Schadensfall. Sollte der Anbieter einen Schaden wie z.B. einen Data Breach verursachen und Ihr Unternehmen dadurch finanziell belastet werden, dann wird wahrscheinlich zuerst eine außergerichtliche Einigung gesucht. Sollte diese aber nicht erzielbar sein, ist die Jurisdiktion entscheidend. Nur zu oft scheitert das bloß subjektive Recht für europäische Unternehmen an der geringen Wahrscheinlichkeit der Rechtsdurchsetzung in einem Nicht-EU-Land. In den Vereinigten Staaten gibt es beispielsweise eine große Zunahme an gescheiterter Rechtsdurchsetzung bei Klagen gegen chinesische Unternehmen. Um sich also auch für den schlimmsten Fall abzusichern, sind Anbieter zu empfehlen, deren Standort die Wahrscheinlichkeit auf Rechtsdurchsetzung erhöht – die sich also idealerweise innerhalb des gleichen Wirtschaftsraums befinden.

Tipp 4: Eigentumsrechte prüfen

Ein wichtiger Punkt ist auch die Wahrung der Eigentumsrechte. Ihre Inhalte sollten Ihr Eigentum sein und bleiben, weshalb die Nutzungsbedingungen der MT-Tools dahingehend überprüft werden sollten.

Tipp 5: Branchenspezifische Ausnahmen beachten 

Manche kostenpflichtige Machine-Translation-Anbieter verbieten explizit die Verwendung ihrer Dienste für bestimmte Branchen. Darunter können beispielsweise folgende fallen:

  • kritische Infrastrukturen wie Elektrizitätswerke,
  • Militär- oder Verteidigungsanlagen,
  • sowie medizinischen Geräte oder andere Geräte, deren Ausfall oder Beeinträchtigung unvorhersehbare
        wirtschaftliche oder physische Schäden zur Folge hätte

Für die Nutzung von Machine Translation in einer solchen Branche, kann man eine schriftliche Ausnahmeregelung mit dem Anbieter treffen.

 

Die Qual der Wahl? Zum einfacheren Überblick haben wir einige der gängigsten Anbieter von kostenpflichtigen maschinellen Übersetzungssystemen evaluiert und die Ergebnisse in unserem E-Book übersichtlich zusammengefasst.

 

E-Book Machine Translation und Datensicherheit MEINRAD

Titelbild: © MEINRAD

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