Übersetzungseinkauf

Wann Sie bereit für Machine Translation sind

Physische Checkliste: Eine Reihe kleiner Holzblöcke mit Hackerl

Viele Unternehmen möchten von maschineller Übersetzung profitieren und damit die Bearbeitungszeit und die Kosten für Übersetzungen senken. Damit die Qualität nicht darunter leidet und die Einsparungsziele erreicht werden können, gilt es, vor dem Einsatz von Machine Translation einige Punkte zu bedenken und die Prozesse und Workflows gut dafür vorzubereiten.

Dass sich durch den Einsatz von Machine Translation und Post-Editing rund 30 % an Übersetzungskosten einsparen lassen und dazu noch eine schnellere Bearbeitungszeit und somit eine verkürzte Time-to-market erreicht wird, sind meist die ausschlaggebenden Gründe, auf Machine Translation umsteigen zu wollen. Aber Achtung: Bevor dies allzu euphorisch und von jetzt auf gleich passiert, egal ob intern oder durch Beauftragung beim Übersetzungsbüro, sollte man einen Blick auf die Ausgangslage werfen. Sonst besteht die Gefahr des bösen Erwachens und die Verwunderung ist groß, warum die Qualität nicht passt oder der Einsatz doch nicht so kosten- und zeitsparend ist, wie erhofft. 

Bestandsanalyse des Übersetzungsmanagements machen 

Oftmals ist ein bisschen Vorarbeit nötig, um Machine Translation bei gleicher Qualität und verbesserter Wirtschaftlichkeit erfolgreich einsetzen zu können. Daher empfiehlt es sich, im Vorfeld eine Bestandsanalyse durchzuführen und sich das Übersetzungsmanagement im Unternehmen genau anzusehen. Hakt es dort an einer oder mehreren Stellen und besteht Optimierungspotenzial, gibt es zum Beispiel unsaubere Translation Memorys und kein ordentliches Terminologiemanagement, so ist es ratsam, zunächst die Ebene der Humanübersetzung professionell aufzubauen. Wenn etwa Translation Memorys viele schlechte oder inkonsistente Übersetzungen aufweisen (zunächst werden ja bei neuen Übersetzungsaufträgen alle Dokumente mit bestehenden Translation Memorys vorübersetzt) und dann in weiterer Folge noch Machine Translation dazukommt, führt das unweigerlich zu einem Chaos, bei dem die Qualität leidet.  

Erst, wenn die Basis auf soliden Beinen steht und die Prozesse hierfür reibungslos laufen, sollte über den Einsatz von Machine Translation und Post-Editing nachgedacht werden. Denn Machine Translation ist kein „Wundermittel“. Sie kann kleinere und größere Schmerzpunkte im Übersetzungsmanagement nicht heilen. Die Übersetzungen werden vielleicht kurzfristig billiger, langfristig steigt aber weder die Qualität noch sinken die Kosten.

Risikoanalyse durchführen 

Vor dem Einsatz von maschineller Übersetzung sollte auch eine Risikoanalyse durchgeführt werden. Denn: Bei einer Übersetzung kann einiges schief gehen, besonders bei einer maschinellen. Daher ist hier das Risiko für Fehler und möglicherweise dadurch resultierende Schäden höher. Machine Translation sollte im professionellen Bereich und für alle externen Dokumente ohnehin ausschließlich mit einem anschließenden Post-Editing zur Anwendung kommen. Je höher das Risiko, desto mehr Prozessbeteiligte muss es geben – sprich: Eine abschließende Revision könnte je nach Bereich auch noch notwendig sein, um das Risiko noch weiter zu senken. Das lässt zwar die Kosten wieder geringfügig steigen, sorgt aber für eine hohe Anwendersicherheit.

Content vor der Übersetzung analysieren 

Ein weiterer kritischer Blick sollte dem Content gelten. Nicht jede Textsorte ist für die maschinelle Übersetzung geeignet (mehr dazu hier im Text-Check). Kurz gesagt: Je kreativer und je weniger Kontext, desto weniger geeignet sind die Texte. Wenn Sie in Ihrem Unternehmen unterschiedliche Textsorten übersetzen müssen, könnten eine Textsortenklassifizierung und ein hybrider Ansatz helfen. Denn: Wer sich für Machine Translation entscheidet, muss nicht jeden Text maschinell übersetzen (lassen). Auch in der Zusammenarbeit mit einem Übersetzungsbüro kann festgelegt werden, dass beispielsweise technische Dokumentationen mit Machine Translation und Post-Editing bearbeitet werden, Marketingmaterialien wie Broschüren und Website-Texte aber in Form einer Humanübersetzung.  

Sinnvollerweise betrachtet man nicht nur die Textsorten, sondern analysiert auch die Qualität der Ausgangstexte. Nicht jede technische Dokumentation ist so verfasst, dass sie gut maschinell übersetzt werden kann. Damit die Maschine brauchbare Ergebnisse liefert, muss der Ausgangstext eine gute Qualität aufweisen. Vor diesem Hintergrund sollten die Texte auch von Muttersprachlern verfasst worden sein. Ein menschlicher Übersetzer kann sich auf seltsame Satzkonstruktionen noch einen Reim machen, die Maschine aber scheitert. Und dann ist der Aufwand im Post-Editing so hoch, dass weder Zeit, noch Kosten gespart werden können.

Übersetzungsressourcen auf Sauberkeit prüfen 

Um Chaos in den Übersetzungen zu vermeiden, sollten, wie bereits erwähnt, Translation Memorys und Termdatenbanken sauber sein. Vor allem, wenn man eine trainierbare Machine-Translation-Software nutzen möchte, sind saubere Ressourcen wichtig. Wird diese mit inkonsistenten und/oder schlechten und/oder veralteten Übersetzungen „gefüttert“, wird der Output dementsprechend sein. Dasselbe gilt für die Terminologie. Für Machine-Translation-Engines, die Terminologie berücksichtigen, sollte die Datenbank sauber sein. Widersprüchlichkeiten und doppelte Einträge führen unweigerlich zu inkonsistenten Übersetzungen. Daher gilt: Den Zustand von Translation Memorys und Termdatenbanken prüfen.

Selber machen oder Partner holen? 

Eine weitere Frage, die sich stellt: Wollen Sie Machine Translation intern verwenden oder in Zusammenarbeit mit einem Übersetzungsbüro? Denken Sie in jedem Fall an die Datensicherheit! Bei kostenlosen Anbietern bezahlen Sie mit Ihren Daten. Deshalb kommen nur kostenpflichtige Pro-Versionen in Frage. Wenn der Einsatz in der internen Übersetzungsabteilung angedacht ist, so bedenken Sie die Ressourcen. Um ein professionelles Post-Editing durchführen zu können, sollte der betreffende Mitarbeiter auf jeden Fall ein Muttersprachler sein und wissen, worauf es beim Post-Editing ankommt.

Wenn Sie Machine Translation und Post-Editing über ein Übersetzungsbüro beauftragen wollen, ist die ISO 18587 – Post-Editing maschineller Übersetzungen – ein guter Anhaltspunkt.

Ans Reporting denken 

Ein Tipp zum Schluss: Wenn Sie Machine Translation nutzen wollen, tun Sie das vermutlich mit einem gewissen Ziel – vermutlich, Kosten einzusparen. Um diesen Erfolg messen zu können, ist Reporting unerlässlich. Nur so kann objektiv beurteilt werden, ob sich Machine Translation in Ihrem Unternehmen lohnt.

Fazit: Damit die Einführung von Machine Translation und Post-Editing in der Praxis nicht scheitert und die Erwartungen erfüllt werden, sollte man sich schon im Vorfeld Gedanken machen und sicherstellen, dass die Basis stimmt – also dass das Übersetzungsmanagement für Humanübersetzungen gut aufgestellt ist. Sind alle Punkte geklärt, steht der Nutzung von Machine Translation nichts im Wege und Sie können davon profitieren und Zeit und Kosten im Übersetzungsprozess einsparen.

 

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Titelbild: © Adobe Stock

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