Arbeitsbeginn – Begrüßung aller bereits anwesenden Mitarbeiter einhergehend mit genauer Kontrolle der Hosentaschen – verbotene Substanzen (von Menschen gerne als „Leckerlies“ bezeichnet) werden konfisziert und in meinem Bauch für spätere Überprüfung verstaut.
Ein Zweibeiner hat vergessen seine Hausschuhe anzuziehen; habe daraufhin einige zur Auswahl zusammengetragen. Um zu gewährleisten, dass es nicht zu Schweißfüßen kommt, habe ich, mittels eines Loches, für eine bessere Belüftung gesorgt.
Mein Arbeitskollege kommt nun auch, um mich zu unterstützen; zuerst überprüfen wir die Festigkeit des grünen Rasens vor dem Bürogebäude – ist leider mangelhaft, da er schon bei ganz leichter Berührung mit den Krallen defekt wird und sich braun verfärbt; diese Tätigkeit wird von allen Mitarbeitern mit einem löblichen „Nein“, „Aus“ oder „Pfui“ bewertet.
Kaffeepause: erfolgreiche Inspektion einer verdächtigen Kaffeetasse; Inhalt auf den Boden verteilt und genauestens überprüft – keine Auffälligkeiten.
Sämtliche Papierkörbe kontrolliert – Inhalt unauffällig; zu groß abgelegte Blätter habe ich trotzdem sorgsam zerkleinert und auf den Teppich verteilt, falls es zu einer weiteren Kaffeetassen-Inspektion kommen sollte – vorausschauendes Arbeiten ist angebracht.
Die Frau mit dem gelben Auto kommt und bringt einige Briefe und ein Paket – Inspektion der Hosentaschen erfolgreich; zwei verbotene Substanzen sichergestellt und entschärft.
Eine Plastikhülle in der Rundablage für Papier im Buchhaltungsbüro entdeckt und erfolgreich entfernt, dafür ein anerkennendes „Nein“ von der netten Dame geerntet.
Nachmittags kann es schon passieren, dass ein leichter Windstoß die am Boden liegende Decke verweht. Um das zu verhindern, lege ich mich darauf. Selbstlos bringe ich mein ganzes Körpergewicht zum Einsatz. Manchmal muss mir aber trotzdem mein Kollege dabei helfen. Um Licht zu sparen, mache ich die Augen dabei zu.
Da die bauliche Substanz des Bürogebäudes auch regelmäßig überprüft werden muss, teste ich gemeinsam mit meinem Kollegen mindestens einmal täglich v.a. die Zwischenwände auf deren Stabilität. Dabei können wir leider nicht verhindern, dass ein lautes „Rums“ entsteht, wenn wir mit unseren Körpern dagegenknallen. Zum Glück werden unsere Bemühungen durch ein „Psssst“ anerkannt.
Auch die Büroeinrichtung braucht spezielle Wartungsarbeiten. Die Stühle müssen einzeln auf deren Festigkeit überprüft werden. Das funktioniert mit der sogenannten Verbeißungstechnik. Das hinterlässt leider manchmal Spuren, was aber im Gegensatz zu einem lockeren Untergestell hinzunehmen ist. Wieder wird diese Tätigkeit mit einem herzhaften „Nein“ vom jeweiligen Stuhlbesitzer belohnt.
Sollte noch etwas Arbeitszeit übrig sein, überprüfe ich noch die Kabelverbindungen. Der Mitarbeiter, dessen Arbeitsplatz gerade durchgecheckt wird, ist immer unendlich aufgebracht, wenn ich an den verschiedenen Leitungen ziehe, um sicher zu stellen, dass nicht eine lose Leitung dazwischen ist. Er bedankt sich mit einem energischen „Verschwinde“ bei mir.
Ja, ja, so ein Arbeitstag ist sehr anstrengend, aber ich bin sehr stolz und dankbar, ein MEINRAD.cc-Hund mit Fixanstellung zu sein. Morgen muss ich mit meinem Kollegen unbedingt mal den Kühlschrank überprüfen – Wuff!
– Irene Gönitzer
Schon gewusst? In Deutschland gibt es sogar einen eigenen Verein für Bürohunde!
Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.