Es ist ein Problem, das typisch für die Übersetzungsbranche ist: Für den Kunden zählt meist nur das Ergebnis – und natürlich der Preis. Doch hinter dem Übersetzungsprozess steckt viel mehr. Unsere In-House-Linguistin und Projektmanagerin Julia Wuggenig hat sich vorgenommen, genau diesen Prozess sichtbar zu machen.
„Ach wirklich, das steckt alles dahinter?” – überraschte Blicke und erstaunte Ausrufe gehörten wohl zu den häufigsten Reaktionen, die Julia Wuggenig im Rahmen der Erarbeitung ihrer Masterarbeit erhielt, während dieser sie mit Kunden von MEINRAD Gespräche über den Übersetzungsprozess führte. Das zeigt: Zwischen dem, was während des Übersetzungsprozesses geleistet wird und dem, was der Kunde wahrnimmt, liegt ein tiefer Graben. Mit ihrer Masterarbeit hat Julia begonnen eine Brücke darüber zu bauen. Das Ziel dabei war, die zahlreichen Arbeitsschritte bei der Übersetzung aufzuzeigen, die für den Kunden normalerweise unsichtbar sind.
Die meisten Kunden entscheiden sich häufig aufgrund des Preises für einen Übersetzungsdienstleister – und das ohne die Qualität der Arbeit tatsächlich beurteilen zu können. Denn im Gegensatz zum Einkauf eines Produkts ist es bei der Übersetzungsdienstleistung schwieriger, die Qualität zu bewerten. Wer die Zielsprache nicht kennt, muss quasi blind auf die Richtigkeit des Ergebnisses vertrauen. So wird meist das zum Auswahlkriterium, was direkt sichtbar ist: Der Preis. Umso wichtiger ist, zu verdeutlichen, wie die Kosten zustande kommen und zu zeigen, dass der Preis eben nicht alles ist.
Dieser Aufgabe hat sich Julia Wuggenig angenommen. Julia begann bereits während ihres Masterstudiums mit ihrer Arbeit bei MEINRAD. Dabei fiel ihr eine Sache immer wieder auf: Kunden, die nicht aus der Übersetzungsbranche kommen, wissen meist gar nicht, was zum Übersetzungsprozess eigentlich dazugehört. Diese unsichtbaren Arbeitsschritte wirken sich deutlich auf die Qualität der Übersetzung aus. Dazu gehören beispielsweise:
Doch Arbeitsschritte, die im Hintergrund ablaufen, liefern keine Grundlage für den Nachweis der Qualität und damit die Rechtfertigung des Preises. Aus diesem Grund bemerkte Julia schnell, dass hier noch Forschungs- und Handlungsbedarf besteht. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit entwickelte sie daher einen so genannten „Service Blueprint” für den Übersetzungsprozess. Dieses Tool stammt ursprünglich aus der Wirtschaftswissenschaft und ermöglicht, Verbesserungspotenziale in der Dienstleistungsbranche aufzuzeigen.
Der von Julia entwickelte Service Blueprint bildet Folgendes ab:
Das Diagramm ermöglicht es, den Kunden jeden einzelnen Schritt des komplexen Übersetzungsprozesses übersichtlich aufzuzeigen. So können Verständnisprobleme sowohl auf Projektmanager- als auch auf Kundenseite abgebaut werden. Dies beginnt schon bei der Angebotserstellung: Durch Julias Masterarbeit steht jetzt nicht mehr nur der Preis als einziger Indikator für die Qualität der Arbeit im Angebotsformular, sondern auch die komplexen Arbeitsschritte, die hinter der Übersetzung stehen. Das hat nicht nur Vorteile für den Übersetzungsdienstleister, sondern auch für den Kunden, der nun nicht mehr die „Katze im Sack” kaufen muss. Auch technischen Redakteuren, die auf der Suche nach einem neuen Übersetzungsdienstleister für ihr Unternehmen sind, bietet dies eine hilfreiche Argumentationsstütze.
Gerade in Zeiten von Digitalisierung und Machine Translation, bietet der Service Blueprint noch eine weitere entscheidende Möglichkeit. Der anonymen und in den Augen vieler scheinbar „automatisch” ablaufenden Übersetzung wird die Maske genommen und gezeigt: Hinter dem Endergebnis stehen Menschen, die mit vollem Einsatz am Prozess beteiligt sind. Ein Bewusstsein dafür zu schaffen und den tatsächlichen Wert der Dienstleistungen zu offenbaren, legt MEINRAD nicht nur Übersetzungsdienstleistern, sondern der gesamten Dienstleistungsbranche ans Herz.
Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.
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