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Einkauf von Übersetzungs­leistungen: Warum Preis kein verlässlicher Qualitäts­indikator ist

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 13. März 2019

Teuer ist nicht immer besser. Sondern bei Übersetzungs­leistungen oft vor allem eines: ineffizient. Mit modernen Technologien und optimiertem Prozess­management können mittel- und langfristig nicht nur erhebliche Kosten­einsparungen erzielt werden, sondern auch signifikante Qualitäts­gewinne. Damit Sie beim Einkauf von Übersetzungs­leistungen kein Geld auf der Straße liegen lassen, empfehlen wir Ihnen, Folgendes zu beachten.

Wer schon einmal schlechte Erfahrungen mit Übersetzungsleistungen gemacht hat, zieht daraus für gewöhnlich zweierlei Erkenntnisse:

  • Die Effekte einer mangelhaften Übersetzung können einem teuer zu stehen kommen – im wortwörtlichen, genauso wie im übertragenen Sinne. Zum einen werden dadurch kostenintensive Korrekturarbeiten nötig. Damit mag man zwar die Fehler im übersetzten Text ausmerzen können, der Schaden in Bezug auf Brand Image und Kundenzufriedenheit fällt aber mitunter trotzdem irreparabel aus.

  • Und daraus folgend: Kosten, die man sich im Vorhinein spart, holen einen oft im Nachhinein ein. Das stimmt. Allerdings bedeutet das dennoch nicht, dass die teurere Übersetzungsleistung auch automatisch die hochwertigere ist. Im Gegenteil: Durch den Preisaufschlag werden oft die Ineffizienzen veralteter Systeme und unzureichender Services finanziert. Im Versuch, noch eine schlechte Kundenerfahrung zu vermeiden, sitzt das Geld bei vielen Auftraggebenden nach der ersten Enttäuschung locker und sie gehen hochpreisigen, ineffizienten Anbietern leicht in die Falle.

Ob ein Übersetzungsdienstleister mit Ihrem Geld schlechtes Projektmanagement kompensiert oder es in qualifizierte Fachkräfte und moderne Technologien investiert, können Sie anhand dieser 3 Punkte prüfen:

Verwendung von Computer Aided Translation Tools (kurz: CAT-Tools)

Der Einsatz von Automatisierungs-Tools in der Übersetzungsarbeit zählt längst nicht mehr zur Kür, sondern ist heute Pflicht für professionelle Dienstleister. Sogenannte Translation Memory Systeme ermöglichen das Abspeichern und zielgerichtete Wiederaufrufen von unternehmens- und fachspezifischen Texten, die bereits von der Agentur übersetzt wurden. So kann bei einem neuen Auftrag auf eine Datenbank an Übersetzungen zurückgegriffen werden, die von Auftraggebenden bereits geprüft und freigegeben wurden. Mithilfe von Terminologiedatenbanken und Glossaren kann der Übersetzungsprozess zusätzlich standardisiert werden. Das erspart beim Übersetzungsprozess Zeit – und bei der Abrechnung infolge auch Geld. Gleichzeitig kann sowohl die Korrektheit bei der Übersetzung von Fachtermini und unternehmensspezifischer Sprache gewährleistet, als auch Konsistenz in der Begriffsverwendung sichergestellt werden.

Daraus folgt ebenfalls: Das Übersetzungsgeschäft funktioniert nach einem traditionellen Beziehungsmodell. Treue zahlt sich aus. Und Exklusivität auch. Je mehr Aufträge Sie über ein Übersetzungsbüro abwickeln, desto besser lernen Mensch und Maschine Ihre Sprache. So werden sich Korrekturschleifen sukzessive auf ein Minimum reduzieren – und damit auch Kosten. Im besten Fall werden für Ihre Projekte jeweils dieselben Projektmanager und Übersetzerinnen herangezogen. Dadurch können sowohl die Workflows optimal an Ihre Bedürfnisse angepasst werden, als auch die Textsprache an Ihre Unternehmensidentität.

Anforderungen an die Übersetzer

Bei der Auswahl der Übersetzerinnen, die an Ihren Projekten arbeiten, sollten im Sinne der Kosteneffizienz folgende Kriterien geprüft werden:

  • Sprachkompetenz
    Dass Übersetzer das entsprechende Sprachenpaar für die Abwicklung eines Übersetzungsprojekts beherrschen müssen, ist klar. Dass Übersetzerinnen für ein optimales Ergebnis idealerweise Muttersprachlerinnen in der Zielsprache sind, ist zwar eingängig, aber deshalb in der Praxis trotzdem noch lange nicht gängig.

  • Fachkompetenz
    Aber auch eine exzellente Sprachkompetenz in Ausgangs- und Zielsprache ist unzureichend, wenn der Übersetzer beispielsweise nicht Maschinenbau spricht. Bei Fachübersetzungen und Kreativübersetzungen ist über die sprachliche Qualifikation hinaus darauf zu achten, dass entsprechendes Sachwissen bzw. Kreativkompetenz vorhanden sind.

Werden diese Kriterien nicht erfüllt, besteht die Gefahr einer endlosen Korrekturschleife, bei der Sie für jede neue Runde zur Kasse gebeten werden und am Ende bestenfalls eine mittelmäßige Übersetzung herausschaut. Lassen Sie sich also auch von billigen Lockangeboten nicht täuschen – wenn die Preiskalkulation auf einem Kompromiss über die Qualifikationen der Übersetzerinnen beruht, können sie sich mitunter als die teuersten Anbieter herausstellen.

Die Zertifizierung nach ISO 17100 bietet einen guten Anhaltspunkt bei der Bewertung von Sprachdienstleistern. Sie stellt sicher, dass ausschließlich qualifizierte Übersetzer und Revisorinnen eingesetzt werden.

Projektmanagement

Die Übersetzungsarbeit selbst ist zwar die Kernleistung, aber lange nicht ausreichend für eine erfolgreiche Kundenerfahrung. Es gilt zu beurteilen, ob der Übersetzungsdienstleister nahtlos an Ihre internen Unternehmensprozesse anschließen kann. Der Prozessorganisation und den Strukturen rund um die Sprachdienstleistung kommt eine mindestens genauso wichtige Bedeutung zu wie dem geschriebenen Wort. Mängel können in diesem Bereich ähnlich hohe Mehrkosten verursachen wie eine unbrauchbare Übersetzung, die nachbearbeitet werden muss.

Darüber hinaus können auch Sie als auftraggebende Person sowohl den Kosten- als auch den Zeitfaktor maßgeblich beeinflussen. Wie Sie den Übersetzungsprozess beschleunigen und Kosten reduzieren können, erfahren Sie hier.

 

Zusammengefasst: Kostenreduktion und Qualitätssteigerung. Das gibt sich nicht oft die Hand. Aber wenn, dann in einem Übersetzungsbüro, wo sich kompetente Übersetzerinnen und professionelle Technologie die Hand geben. Und Agenturprozesse Hand in Hand mit Kundenprozessen gehen. Es lohnt sich also – und das buchstäblich – vor Auftragsvergabe genau hinzusehen, wie der entsprechende Übersetzungspartner an die Arbeit herangeht.

 

Titelbild: © contrastwerkstatt/Adobe Stock

 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.