Ob Energie, Recht, Medizin, Wirtschaft, IT, Tourismus oder Technik – Fachgebiete mit ihrer speziellen Terminologie entwickeln sich rasant. Die dafür notwendigen Begriffe tauchen vielfach gar nicht mehr in Wörterbüchern auf. Für Übersetzungen in diesen Gebieten braucht es Profis, die neben dem sprachlichen Know-how auch ein tiefes Wissen im jeweiligen Bereich vorweisen können.
Sie möchten Bedienungsanleitungen Ihrer Maschinen, Verträge und Vereinbarungen, Software-Texte, Marketingmaterialien und vielleicht noch Ihre Website übersetzen lassen? Dazu benötigen Sie einen Übersetzer, der Ihr Produkt versteht und die Information fachgerecht und angepasst an die Textsorte sowie die Kultur der Zielgruppe in die gewünschte Sprache überträgt. Doch das ist in den seltensten Fällen ein und dieselbe Person. Vielmehr sind dafür in der Regel unterschiedliche Übersetzer nötig.
Jede Textsorte stellt unterschiedliche Anforderungen an Verfasser und Übersetzer. So enthalten die Texte, je nach Fachgebiet, wesentliche Merkmale, die bei einer qualitativen Übersetzung berücksichtigt werden müssen. Um etwa Botschaften von Marketingmaterialien treffend für die Zielgruppe zu übersetzen, ist viel Feingefühl erforderlich. Hier gilt es, die länder- und kulturspezifischen Eigenheiten zu beachten. Diese zeigen sich beispielsweise in:
Das macht deutlich: Eine 1:1 Übersetzung „funktioniert“ bei Marketing-Texten nicht. Ein weiteres Beispiel sind juristische Texte. Diese erfordern ein hohes Maß an Sorgfalt und die korrekte Verwendung der entsprechenden Fachterminologie. Auch im technischen oder medizintechnischen Bereich sind bei der Übersetzung Fachwissen und Akribie von Nöten. Gerade wenn es um die Sicherheit von Menschen bei der Bedienung von Maschinen geht, ist eine exakte Übersetzung enorm wichtig. Führen Fehler in der Übersetzung zum Personenschaden, kann es schlimmstenfalls zu einer Schadensersatzklage gegen den Hersteller kommen. Terminologische Einheitlichkeit im gesamten, oft sehr umfangreichen, Dokument ist eine weitere Anforderung, die technische Texte an den Übersetzer stellen.
Die komplexen Sachverhalte in technischen Anleitungen werden mit einem spezifischen Vokabular beschrieben. Laut der Würzburger Dolmetscherschule existieren geschätzt:
Doch nicht nur in der Technik, auch in der Wirtschaft, Medizin oder in jedem weiteren Fachgebiet gibt es zwischen 1.000 und 10.000 Fachbegriffe. Und dabei bleibt es nicht: Jährlich kommen neue hinzu.
Anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass ein Übersetzer unmöglich Kenntnisse in jedem Fachgebiet haben kann. Zum Übersetzen braucht es neben hervorragenden Kenntnissen der Mutter- und Ausgangssprache auch ein vertieftes Wissen im Themenbereich des Quelltextes und das damit verbundene Verständnis. Aus diesem Grund ist es heutzutage üblich, dass sich Übersetzer auf einzelne Fachbereiche spezialisieren. Sie sind Experten auf ihrem Gebiet. Das gilt es bei der Auswahl des Dienstleisters unbedingt zu berücksichtigen. Es ist nämlich keine gute Idee, einen auf Tourismus spezialisierten Übersetzer eine 450-Seiten-Bedienungsanleitung einer hochkomplexen Maschine zu reichen mit den Worten „bitte übersetzen“. Sie vereinbaren schließlich auch keinen Termin beim Kardiologen, wenn Sie Zahnschmerzen haben.
Wenn diese Übersetzung allerdings von einem mit dem Thema vertrauten Übersetzer angefertigt wird, sieht das gleich anders aus: Der Vorteil für den Kunden ist eine hohe Qualität der Übersetzung. Hat sich ein Übersetzer nicht nur auf einen großen, übergeordneten Bereich, sondern auch auf kleine, untergeordnete Fachgebiete spezialisiert, verfügt er über detailliertes Wissen. Er kennt die gebräuchliche Terminologie, etwaige Abkürzungen und weiß auch über die aktuellen Entwicklungen Bescheid. Vielfach besitzt ein Fachübersetzer sogar selbst Glossare, welche er im Laufe der Jahre angelegt hat. Die Spezialisierung führt in der Regel auch dazu, dass sich die Bearbeitungszeit reduziert, schließlich fallen die oft zeitintensiven Recherchen weg.
Damit eine Agentur ihren Kunden Übersetzungen in unterschiedlichen Fachbereichen anbieten kann, ist ein ausreichend großer Pool an Dienstleistern notwendig. Der Übersetzer, der die technischen Anleitungen eines Unternehmens übersetzt, ist nicht unbedingt derselbe, der die Pressemitteilungen dieses Konzerns übernimmt. Hilfsmittel wie Termdatenbanken, an der auf Wunsch Kunden und Dienstleister mitarbeiten können, sowie eine enge Kommunikation zwischen Projektmanager, Kunde und den einzelnen Übersetzern gewährleisten eine einheitliche Verwendung der Terminologie in sämtlichen Textsorten.
Den passenden Übersetzer zu finden, ist ein essenzieller Schritt beim Abwickeln eines Übersetzungsauftrages und daher ebenso Aufgabe eines Übersetzungsbüros. In der Regel ist es der Projektmanager, der je nach Fachgebiet den passenden Dienstleister aus dem Pool der zur Verfügung stehenden Dienstleister auswählt und für die Übersetzung anfragt. Bekommt der Projektmanager beispielsweise eine Anfrage für eine Übersetzung im Bereich Elektrotechnik, so wird er höchstwahrscheinlich
Dass der Übersetzer auch tatsächlich die Erfahrung hat, die er im Lebenslauf angeben hat, überprüft das Vendor Relations Management schon bei der Rekrutierung. Es ist wichtig, nicht bloß den schriftlichen Angaben im Lebenslauf zu vertrauen, sondern zum Beispiel im Rahmen eines Gespräches „nachzubohren“, wie es um die Erfahrung in diesem oder jenem Gebiet tatsächlich bestellt ist. Nicht selten kommen die Vendor Relations Manager im Zuge des Bewerbungsprozesses nämlich dahinter, dass die Erfahrung auf Gebiet X nicht ausreichend für eine komplexe Übersetzung ist. Misstrauisch werden die Vendor Relations Manager auch, wenn ein angeblich professioneller Übersetzer angibt, zig Fachgebiete zu überblicken und Übersetzungen in sehr viele Sprachen anbietet. Das ist schlicht unmöglich. Die Wichtigkeit des Recruiting-Prozesses haben wir bereits in in einem früheren Blog-Artikel beleuchtet.
Von der ISO 17100 vorgeschrieben sind ein abgeschlossenes Studium im Bereich des Übersetzens, ein abgeschlossenes Studium in einem anderen Bereich und zwei Jahre vollzeitliche Berufserfahrung im Übersetzen, oder, sofern kein Studienabschluss vorliegt, fünfjährige Erfahrung. Doch das ist für komplexe technische Anleitungen meist nicht ausreichend – auf die Fachkenntnisse im jeweiligen spezifischen Gebiet kommt es an. Idealerweise kann der Übersetzer den Abschluss eines technischen Studiums vorweisen oder hat als Ingenieur oder Maschinenbauer gearbeitet und sich so das notwendige Know-how angeeignet. Vielleicht besitzt er aber auch Erfahrung als technischer Redakteur oder arbeitet nebenbei als solcher. Diese Qualifikationen gepaart mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich des Übersetzens sind der Grundstein für fachlich und terminologisch einwandfreie Übersetzungen.
Wo Licht ist, ist bekanntermaßen auch Schatten. Die engen Spezialisierungen der Dienstleister machen es zum Teil auch für viele Agenturen schier unmöglich, sämtliche Fachgebiete abzudecken. Das sollten Kunden respektieren. Ein professionelles Sprachdienstleistungsunternehmen wird Ihnen offen sagen, wenn es in dem von Ihnen gewünschten Bereich keinen passenden Übersetzer zur Verfügung hat. Es schadet schlussendlich mehr als es nützt, einen themenfremden Übersetzer mit einer Fachübersetzung zu betrauen. Letztlich hängt dies aber von der individuellen Situation ab und braucht vor allem eines: Beratung! Gemeinsam mit Ihrem Übersetzungspartner können Sie herausfinden, wo und wie Sie die passende Übersetzung erhalten.
Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.
Titelbild: © MEINRAD