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6 Fragen die Sie Ihrem potentiellen Übersetzungs­partner stellen sollten

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 13. Januar 2019

Wenn Sie vor der Herausforderung stehen, den passenden Übersetzungs­partner für Ihr Unternehmen und Ihre Bedürfnisse zu finden, steht Ihnen eine spannende Safari bevor. Die Dichte an Übersetzungs­agenturen ist im Internet zwar geringer als die der freiberuflichen Übersetzer, und die Suche gleicht vielleicht etwas weniger einer Dschungel­expedition.

Dennoch sollten Sie die folgenden Dinge über ein Übersetzungsbüro in Erfahrung bringen, bevor Sie sich für eine Zusammenarbeit entscheiden:

1. Wer sind die Übersetzer, mit denen die Agentur zusammenarbeitet?

Versuchen Sie herauszufinden, anhand welcher Kriterien die Agentur ihre externen Dienstleister auswählt, und ob diese mit Ihren Qualitätsanforderungen übereinstimmen. Gute Anhaltspunkte sind beispielsweise:

2. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Agentur und Übersetzern aus?

  • Die Art der Projektvergabe. Wenn die Projekte gleichzeitig an Hunderte Übersetzer geschickt werden, und einfach an jenen vergeben wird, der am schnellsten auf den „Annehmen“-Link in der Ausschreibung klickt, spricht das nicht gerade für Qualität.
  • Technische Unterstützung. Werden die Übersetzer sich selbst überlassen oder steht technischer Support zur Verfügung, der ihre Arbeit so einfach und reibungslos wie möglich gestaltet?
  • Rückfragen erwünscht? Eine gute Übersetzungsagentur wird ihre Übersetzer immer ermutigen, inhaltliche Rückfragen zu stellen. Denn nur wenn alle Unklarheiten beseitigt sind, kann die Übersetzung sowohl sprachlich als auch inhaltlich korrekt sein.

3. Wie sieht es mit der technischen Expertise der Projektmanager aus?

Dies ist insbesondere relevant, wenn Ihre Übersetzungsprojekte auch eine technische Seite mit sich bringen, wie z.B. Website-Lokalisierung, oder die Übersetzung von Online Hilfen.

  • Expertise mit Ihren Programmen. Die für Sie richtige Übersetzungsagentur sollte mit Ihren täglichen Werkzeugen vertraut sein. Egal ob MadCap Flare, Framemaker oder einfach nur Microsoft Excel – je besser die Projektmanager Ihre Bedürfnisse und Anforderungen kennen, desto besser können sie die Übersetzungen vor- und nachbereiten.
  • Expertise mit CAT-Tools. Mit CAT-Tools wie memoQ gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten für Ihren Übersetzungspartner, Kosten zu sparen und den Übersetzungsprozess noch effizienter zu gestalten.

4. Wie geht der potentielle Übersetzungspartner mit Terminologie um?

Wenn Sie bereits aktive Terminologie-Arbeit betreiben – herzlichen Glückwunsch! Sie dürfen sich zu einer eher kleinen Elite zählen, die den Wert von Terminologie erkannt hat und diesen in die Tat umsetzt. Mit dementsprechender Achtung sollte Ihr Übersetzungspartner sich um Ihre Terminologie kümmern, und sowohl seine Übersetzer als auch Revisoren und Projektmanager daraufhin schulen.

Wenn Sie mit Terminologie-Management beginnen wollen – fragen Sie unbedingt nach, wie Ihr Übersetzungspartner Sie hierbei unterstützen kann. Wenn das Unternehmen technologisch auf dem neuesten Stand ist, können sie Ihnen vielleicht sogar Software-Integrationen anbieten, oder Sie bei den ersten Schritten der Term-Sammlung unterstützen.

5. Kann ich die ISO 17100 Zertifikate sehen?

Leider betreiben viele Unternehmen Scharlatanerei mit dem Werbe-Siegel ISO 17100. Oft sieht man auf den Werbematerialien, dass sie „alle Anforderungen der ISO 17100 erfüllen“, oder „entsprechend der ISO 17100 Richtlinien arbeiten“. Das ist leider immer nur schönes Gerede für „wir sind nicht zertifiziert, tun aber so“.

Ein tatsächlich zertifiziertes Unternehmen hat auch die entsprechenden Zertifikate, und wird Ihnen diese gerne zur Verfügung stellen. Welche Vorteile die ISO 17100 Zertifizierung mit sich bringt, lesen Sie hier.

6. Gibt es Referenzen von bestehenden Kunden?

Die Erfahrungen von bestehenden Kunden können bei der Auswahl von Übersetzungsagenturen sehr hilfreich sein. Referenzen auf den Websites geben zumindest schon mal einen Einblick in die Arbeitsweise, und welche Aspekte besonders positiv zu vermerken sind.

Leider kann man schriftliche Referenzen aber auch ohne großen Aufwand fälschen. Wenn Sie also einen Schritt weiter gehen wollen, fragen Sie mal nach, ob Sie die Autoren der Referenzen persönlich kontaktieren dürfen. Nicht alle Autoren der Referenzen werden dem zustimmen, aber ein oder zwei finden sich sicher, und Sie können in einem persönlichen Gespräch Erfahrungen einholen.

Fazit – Fragen Sie nach!

Es gibt zahlreiche Übersetzungsagenturen, die viele tolle Sachen in ihren Marketingmaterialien behaupten. Seien Sie daher bei der Auswahl Ihres Übersetzungspartners vorsichtig, und stellen Sie so viele Fragen wie möglich. Immerhin geht es nicht einfach nur darum, den besten Übersetzungsdienstleister zu finden – den One-Size-Fits-All Übersetzungspartner gibt es nämlich schlichtweg nicht. Vielmehr geht es darum, den Übersetzungspartner zu finden, der zu Ihrem Unternehmen, Ihren Anforderungen und Ihren Prozessen passt.

 

Titelbild: © Andrey Popov/Adobe Stock

 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.