MEINRADs Blog

Text-Check: Welche Textsorten sich für Machine Translation eignen

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 19. November 2020

Seit Google Translate und Co mehr und mehr auf dem Vormarsch sind, stellt sich vor der Übersetzung für viele Kunden die Frage: Machine Translation ja oder nein? Die Vorteile liegen auf der Hand: Es geht schneller und ist kostengünstiger. Die Sache hat nur einen Haken: Nicht jede Textsorte eignet sich für die maschinelle Vorübersetzung. Wir verraten, wo MT hilfreich ist und wo sie sinnlose, fehlerhafte Sätze auswirft. 

Bei Sätzen wie „Rette das Datum“ (als Übersetzung von: Save the Date) oder „In Übereinstimmung mit dem internationalen Sicherheitsstandard freundlich zu Schwangeren“ (als Übersetzung von “In accordance with the international safety standard, friendly to pregnant woman.”) wird klar: Hier hapert es an der Übersetzung. Solche Fehler stammen zumeist aus maschinellen Übersetzungen ohne menschliche Nachbearbeitung. 

Einen Text durch ein komplexes Programm zu jagen und dieses spuckt den Inhalt dann in einer anderen Sprache wieder korrekt aus – das kann ja in der heutigen Zeit nicht so schwer sein, oder doch?

Automatisch übersetzt, automatisch gut?

Skepsis ist auf jeden Fall geboten. Derzeit ist Machine Translation-Software noch nicht in der Lage, die hohen Anforderungen an die Qualität des Inhaltes ohne menschliches Zutun zu erfüllen. Der Mensch ist nach wie vor gefordert, und zwar als Post-Editor. Hochwertige Übersetzungen sind das Ergebnis eines reibungslosen Zusammenspiels von Mensch und Maschine. Mit einem professionellen Post-Editing und den richtigen Prozessen kann gleich hohe Qualität wie bei einer Humanübersetzung erreicht werden. Doch auch wenn ein Fachübersetzer aus Fleisch und Blut das letzte Wort hat: Nicht jeder Text ist für die Vorübersetzung mit MT geeignet.

Welche Texte eignen sich für Machine Translation?

Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Aber es gibt Textsorten, die besser für MT in Frage kommen und welche, die sich schlechter bis gar nicht eignen. Grundsätzlich gilt: Je weniger Kontext und kulturelle Bezüge der Ausgangstext aufweist, desto eher eignet er sich für die maschinelle Übersetzung. Immer dann, wenn einfaches Vokabular, kurze, wenig verschachtelte Sätze, fachliche Wortlisten und wenig spezielle Terminologie vorhanden sind, liefert die Maschine in der Regel flüssige und brauchbare Ergebnisse. Trotzdem: Die Übersetzungen sind selten fehlerfrei und mehr oder weniger stark von einer natürlichen, menschlichen Sprache entfernt.

Informelle Schreiben

Firmeninterne Schreiben und Newsbeiträge, Personalmeldungen, E-Mails, Aushänge und Intranet-Beiträge haben zumeist einfache Inhalte und sind ideale Kandidaten für MT. Sind die Texte neutral und emotionslos geschrieben und haben kaum Kontext, kann MT ihr volles Potenzial zeigen: Selbst große Textmengen können mit der Kombination „Machine Translation und Post-Editing“ rasch bearbeitet werden, und das zu deutlich geringeren Kosten.

Technische Dokumentationen und Produktbeschreibungen

Technische Dokumentationen, Betriebsanleitungen, Sicherheitshinweise, Produktinformationen etc. können ebenfalls gut mit MT vorübersetzt und von einem Post-Editor nachbearbeitet werden. Voraussetzung ist, dass die Sätze relativ einfach gehalten und die Terminologie nicht zu spezifisch ist. Der Computer „denkt“ nur von Satz zu Satz. Das führt beispielsweise dazu, dass Termini, oft auch Schlüsselbegriffe, im Laufe eines Textes auf unterschiedliche Weise übersetzt werden. Um hier die Konsistenz zu wahren, ist eine Nachbearbeitung unerlässlich – ganz abgesehen von den Folgen, die ein nicht korrigierter Fehler in der maschinellen Übersetzung haben könnte. Idealerweise existieren Datenbanken, sodass der Post-Editor diese verwenden kann. Die andere Möglichkeit sind trainierbare MT-Software-Lösungen. Sie haben aber den Nachteil, dass sie zuvor mit großen Volumina an Texten gefüttert werden müssen, was nicht immer möglich ist.

Juristische Texte

Verträge und andere juristische Texte lassen sich in der Regel auch gut mit Machine Translation vorübersetzen, sofern die Satzstruktur nicht zu verschachtelt und das Vokabular zu spezifisch ist. Auch hier ist Post-Editing unabdingbar.

Marketingtexte

Kreative Texte, die voll sind mit Wortspielen, Redewendungen und Sprichwörtern, Witz, Anspielungen, Ironie und anderen rhetorischen Mitteln, zwingen die Maschine hingegen in die Knie. Sie kann nur eins-zu-eins übersetzen und nicht zwischen den Zeilen lesen. Eine Maschine versteht nicht, was sie übersetzt. Das kann zu wirren, sinnlosen Satzkonstruktionen führen. In der Regel ist hier reine Humanübersetzung die bessere Wahl – Sie haben schließlich viel Zeit investiert und mit viel Bedacht Ihre Botschaft gewählt.

UI-Strings

Ein weiteres Beispiel für weniger geeignete Textsorten sind GUI-Texte, also Texte auf der Benutzeroberfläche einer Software. Diese werden für die Übersetzung oft im Excel-Format übermittelt. In den Zellen stehen meist zusammenhanglose Wörter, die mehrere Bedeutungen haben können und die oft auch noch stark abgekürzt sind. Das bringt die Maschine an ihre Grenzen.

Eignet sich mein Text für Machine Translation?

Die nachfolgende Übersicht stellt eine grobe Orientierungshilfe dar. Es gibt keine pauschale Regel. Deshalb ist es sinnvoll, jeden Text individuell zu beurteilen. Schicken Sie uns einfach Ihren Text, wir analysieren ihn hinsichtlich seiner Eignung für „Machine Translation und Full Post-Editing“.

 

© MEINRAD

 

 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.

Titelbild: © Storyblocks