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Qualität ist messbar: Eine Revision nach SAE-J2450 zeigt, wie gut Übersetzungen sind

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 27. August 2020

Ob eine Übersetzung gut oder schlecht ist, lässt sich in der Regel nicht so eindeutig feststellen, da die Subjektivität einen Einfluss darauf hat. Hier kommt die Norm SAE-J2450 ins Spiel. Ursprünglich für die objektive Bewertung von Werkstattliteratur entwickelt, ist sie mittlerweile universell anwendbar. Sie hilft bei der Früherkennung von Risiken im Zusammenhang mit fehlerhaften Übersetzungen und kann auch den Mehrwert von Stammübersetzern zeigen. 

Die Prüfung der Qualität von Übersetzungen ist für die meisten Unternehmen kaum möglich. Schließlich sprechen die für das Fremdsprachenmanagement zuständigen Mitarbeiter selten sämtliche Kommunikationssprachen. Daher bekommen viele Unternehmen Feedback zu Übersetzungen vielfach nur über Niederlassungen oder von Endkunden. „Die Übersetzung ist schlecht“, heißt es dann vielleicht, oft ohne Angabe von Beispielen. Geht man der Sache auf den Grund, lautet das Ergebnis der Prüfung nicht selten, dass die Kritik auf stilistischen Vorlieben beruhte.  

Eine Frage des Stils 

Und genau hier liegt das Problem, das auch bei klassischen Revisionen oft auftritt. Der Revisor korrigiert Sätze, die eigentlich richtig sind, aber einfach nicht seinem Stil entsprechen. Stil ist sehr subjektiv und das macht die Beurteilung der Qualität einer Übersetzung schwierig. Eindeutige Fehler sind Terminologie-, Sinn-, Interpunktions-, Rechtschreib- und Grammatikfehler. Aber auch hier macht es einen Unterschied in Sachen Qualität, ob zwei Fehler in einer 200-Wort-Übersetzung oder einer 20.000-Wort-Übersetzung vorkommen. 

Was ist die SAE-J2450 und wie macht sie Qualität messbar? 

Um die Übersetzungsqualität zu beurteilen, hat die Automobilindustrie eine Norm für Werkstattliteratur ausgearbeitet, die sogenannte SAE-J2450. Sie sollte unabhängig von der Ausgangs- und Zielsprache sein und sowohl für die Evaluierung von Humanübersetzungen als auch für die Evaluierung maschineller Übersetzungen verwendbar sein. Die SAE-J2450 ist somit keine Qualitätsnorm, die Prozesse und Abläufe definiert und regelt, sondern ein standardisiertes Messverfahren für die sprachliche Qualität einer Übersetzung.  

Was bewertet wird 

Das System beruht auf vier Elementen: sieben primären Fehlerkategorien, zwei Unterkategorien („serious“ für schwere und „minor“ für leichte Fehler), vier Meta-Regeln und einer numerischen Gewichtung für die Haupt- und Unterkategorien. In der Praxis läuft das so ab, dass ein Fehler in der Übersetzung markiert und einer der sieben primären Fehlerkategorien zugeordnet wird: 

  • Terminologiefehler (WT, Wrong Term)
  • Inhaltlicher Fehler (WM, Wrong Meaning) 
  • Auslassung (OM, Omission) 
  • Strukturfehler (SE, Structural Error) 
  • Rechtschreibfehler (SP, Misspelling Error) 
  • Interpunktionsfehler (Punctuation Error)
  • Sonstiger Fehler (ME, Miscellaneous Error) 

@ MEINRAD

Stilistische Fehler hingegen sind nicht Bestandteil der SAE-J2450. Somit eignet sich eine solche Revision vor allem für terminologiereiche und/oder technische Texte, seltener kommt diese Methode bei Marketingbotschaften zum Einsatz. 

Die Sache mit den Fehlern 

Zur Abschätzung der Auswirkungen eines Fehlers auf den Endverbraucher wird jeder Fehler dann als „schwer“ oder „leicht“ bewertet. Ein schwerer Fehler ist ein Fehler, der aufgrund der unerwünschten Sinnänderung zu einer Irritation des Anwenders mit einer geringen bis hohen Wahrscheinlichkeit zu einer Fehlhandlung führt. Ein leichter Fehler führt zu keiner bzw. nur zu einer geringen Irritation des Anwenders. Mittels eines Punktesystems für die jeweiligen Kategorien und der Fehlerhäufigkeit in Bezug auf den Gesamttext wird zuletzt rechnerisch der Qualitätswert der Übersetzung ermittelt (siehe Abbildung). Je nachdem, welchen Schwellenwert man festlegt, hat eine Übersetzung die Prüfung dann entweder bestanden oder nicht bestanden. Die Durchführung der SAE-J2450 übernimmt ein Fachübersetzer mit der entsprechenden Kenntnis dieser Norm.  

Eine Norm für viele Fälle 

Die SAE-J2450 bietet also eine hervorragende Möglichkeit, die Qualität von Humanübersetzungen und maschinellen Übersetzungen in Verbindung mit Post-Editing objektiv zu bewerten. Subjektive Betrachtungsweisen des Revisors spielen keine Rolle Eine Revision nach SAE-J2450 bietet sich für folgende Fälle an 

  • zur Überprüfung der Qualität vorhandener Übersetzungen 
  • zur Erfassung von Kennzahlen und KPIs für den Qualitätsmanagement-Prozess 
  • zur objektiven Überprüfung der Qualität neuer interner oder externer Übersetzer bzw. Übersetzungsagenturen 
  • zur Evaluierung, ob die Überarbeitung vorhandener Übersetzungen tatsächlich notwendig ist 

Da eine individuelle Anpassung der Fehlerkategorien ganz leicht möglich ist, können unternehmensspezifische Anforderungen umgesetzt werden. Bei einem nicht zufriedenstellenden Ergebnis können für das Qualitätsmanagement nötige Maßnahmen gesetzt werden und so Risiken rechtzeitig erkannt und eliminiert werden. 

 

Sie haben bestehende Übersetzungen, die Sie mit einer Revision nach SAE-J2450 überprüfen lassen möchten? Kontaktieren Sie uns einfach. 

 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.

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