CAT-Tools und computergestütztes Übersetzen sind schon längere Zeit „State of the Art”. Trotzdem kommt es hin und wieder vor, dass Übersetzungen nicht in einem Übersetzungsspeicher (Translation Memory) gespeichert werden. In diesen Fällen will man natürlich nicht alles neu übersetzen lassen. Die Lösung: ein Alignment! Das Alignment ist eine sinnvolle Alternative zu einer Neuübersetzung – Kosten- und Zeitersparnis inklusive. MEINRAD erklärt, was es damit auf sich hat.
In modernen CAT-Tools werden Übersetzungen immer in einem Translation Memory gespeichert. Dadurch wird sichergestellt, dass jeder Satz nur einmal übersetzt (und bezahlt) werden muss und für zukünftige Übersetzungen wiederverwendet werden kann. Hat man jedoch kein Translation Memory, sondern nur den Ausgangstext in der einen Datei und die dazu passende Übersetzung in einer anderen, dann kommt das Alignment ins Spiel.
Bei einem Alignment werden ausgangssprachliche und zielsprachliche Dateien von einem CAT-Tool mithilfe eines Algorithmus automatisch verglichen und einander zugeordnet. Es gilt das Motto: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Denn das CAT-Tool erkennt dabei automatisch, welche Sätze zueinander passen könnten und verbindet sie miteinander. Diese Verbindungen müssen dann in einem nächsten Schritt von einem qualifizierten Übersetzer kontrolliert, angepasst und bestätigt werden. Je nach Qualität und Struktur der Ausgangstexte benötigt ein qualifizierter Übersetzer mehr oder weniger viel Zeit für die Nachbearbeitung.
© MEINRAD: Alignment
So sieht ein Alignment in einem CAT-Tool aus. Links befindet sich die Spalte mit dem Ausgangstext, rechts der Zieltext – in Segmente unterteilt. Die Segmente in den beiden Spalten sind durch sogenannte „Auto Links” (grüne Linien) verbunden. Diese Links werden dann von einem Übersetzer bestätigt, verändert oder gelöscht. In der Symbolleiste stehen verschiedene Bearbeitungsoptionen zur Verfügung, unter anderem die Option, das fertige Alignment in ein TM zu exportieren.
Grundsätzlich ist bei allen Dateien in allen Formaten ein Alignment möglich. Für einen idealen Workflow sind übersetzungsgerechte Dateiformate am besten geeignet. Wichtig ist, dass Ausgangs- und Zieldateien im selben Format und in editierbarer Form vorliegen. Sind die Dateiformate nicht editierbar, ist ein Alignment zwar auch möglich, es muss aber mehr Vorbereitungszeit eingeplant werden.
Dateien, die in der Ausgangssprache und in der Zielsprache keine großen Unterschiede hinsichtlich Textmenge, Reihenfolge der Textbausteine und Satzstruktur aufweisen, sind optimal für ein Alignment geeignet. Zusätzlich dazu ist es von Vorteil, wenn die Dateien gleich oder ähnlich formatiert sind. Der ähnliche Aufbau der Dateien erleichtert es dem CAT-Tool, die Texte zu segmentieren und die Segmente korrekt zuzuordnen.
Allerdings sind nicht alle Textsorten gleich gut für ein Alignment geeignet. Beispielsweise erzielen strukturierte Texte wie Bedienungsanleitungen sehr gute Ergebnisse. Alignments von Marketingtexten sind oftmals problematisch, da sich Satzstrukturen zu stark unterscheiden und dadurch keine saubere Segmentierung möglich ist.
Aber auch wenn sich die Dateien in Struktur und Formatierung unterscheiden, kann ein Alignment immer noch sinnvoll sein. Dann können vermutlich zwar weniger Übersetzungen wiederverwendet werden, aber wenig ist immerhin besser als gar nichts. Nur wenn die Dateien veraltete Texte mit überholter Terminologie oder altem Corporate Wording enthalten, ist von einem Alignment generell abzuraten. Genauso verhält es sich, wenn zu übersetzende Texte komplett überarbeitet wurden und die Übersetzungen dadurch nicht mehr zum Ausgangstext passen.
Der wohl größte Vorteil eines Alignments ist die Kostenreduktion. Bereits übersetzte Texte können nach dem Alignment in einem Translation Memory gespeichert und wiederverwendet werden, was zu einer erheblichen Verringerung der Kosten bei nachfolgenden Übersetzungen führt.
Außerdem kann durch ein Alignment im Idealfall einiges an Zeit eingespart werden. Wenn das automatische Alignment durch das CAT-Tool gute Ergebnisse liefert, ist die Nachbearbeitung in der Regel schnell erledigt. Muss die Segmentierung aufgrund von größeren Unterschieden in den Dateien im Alignment angepasst werden, steigt die Bearbeitungszeit des Alignments. Da die TM-Einträge, die durch das Alignment entstehen aber später bei der Übersetzung verwendet werden, wird insgesamt trotzdem Zeit gespart.
Ein weiterer Vorteil des Alignments tritt erst später zutage: Und zwar dann, wenn das Translation Memory, das durch das Alignment entstanden ist, bei der Übersetzung vom Übersetzer als Referenz verwendet wird. Der Übersetzer findet darin stilistische Eigenheiten des Textes, Corporate Wording und unternehmenseigene Terminologie.
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