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Lokal ist nicht egal – Unterschied zwischen Übersetzung und Lokalisierung

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 4. Juni 2020

In den seltensten Fällen reicht eine Wort-für-Wort-Übersetzung. Vielmehr ist eine professionelle Lokalisierung, also die Anpassung des Inhaltes an den Absatzmarkt, erforderlich – beispielsweise bei Software und Werbetexten. MEINRAD erklärt, was Lokalisierung bedeutet, warum sie so wichtig ist und was der Unterschied zu einer Übersetzung ist. 

 

Erinnern Sie sich an Ihren letzten Besuch in einem ausländischen Webshop, bei dem Deutsch nur eine von mehreren Sprachen war? Fanden Sie, der Text wäre holprig, unseriös, „schlecht“? Unpassende Übersetzungen und zu lange Texte vermittelten oft den Eindruck, dass hier ein unprofessioneller Übersetzer beziehungsweise ein Gratis-Tool am Werk war. Währung, Datumsformat und Länderflagge stimmten vielleicht auch nicht? 

Wenn Ihre Antwort „ja“ ist, haben Sie die Seite vermutlich schnell wieder verlassen, weil Sie starke Zweifel an der Qualität der angebotenen Produkte und der Seriosität des Anbieters hatten. Wenn Ihre Antwort hingegen „nein“ lautet, dann wurde die Website perfekt lokalisiert. An diesem Beispiel wird deutlich, welche große Rolle Lokalisierung bei der Vermarktung spielt. Doch was genau versteht man unter „Lokalisierung“? 

Was ist Lokalisierung? 

Lokalisierung bedeutet, die Inhalte einer Website, Software-Applikationen, Spiele oder Sonstiges an die Gegebenheit der Nutzer eines Zielmarktes anzupassen. Denn jede Region hat ihre sprachlichen, ethnischen, kulturellen und auch religiösen Besonderheiten. Die Lokalisierung geht über die reine Wort-für-Wort-Übersetzung von Inhalten hinaus.  

Angepasst werden unter anderem: 

  • Zeitangaben (12 versus 24 Stunden) 
  • Zahlenformate 
  • Adressformate 
  • Diverse Maßeinheiten
  • Daten (Reihenfolge von Jahr, Monat, Tag) 
  • Telefonnummern 
  • Währungen 
  • Feiertage 
  • kulturelle Normen
  • Symbole & Grafiken 
  • Schriftarten, etc.

Im Gegensatz dazu wird bei einer „Übersetzung“ eine Version eines Dokumentes (wortgetreu) in eine andere Sprache übertragen. Eine Übersetzung ist also ein Teil des Lokalisierungsprozesses. Je nach Textsorte kann eine wortgetreue Übersetzung aber nicht ausreichend sein, da der Text für den Empfänger schwer verständlich ist oder ihn schlimmstenfalls pikiert oder gar verärgert, weil er im Zielland etwas ganz anderes bedeutet. Ein Beispiel sind hier Sprichwörter und Redensarten. Diese können nicht 1:1 übersetzt werden, außer, es gibt im Zielland eine Entsprechung. Auch Anspielungen auf bekannte Persönlichkeiten oder Gegenwartsphänomene können in anderen Kulturen schnell „nach hinten losgehen“. Wer den Kulturkreis seiner Kunden also nicht kennt und nicht beachtet, geht das Risiko ein, dass die Botschaft seiner Texte nicht ankommt. Der Teufel steckt bekanntermaßen im Detail.  

Global agieren, lokal kommunizieren 

Für den internationalen Erfolg von Produkten sind einwandfreie Übersetzungen beziehungsweise Lokalisierungen das A und O. Denn Sprache schafft Vertrauen und Sympathie und steigert damit den Umsatz. Studien haben ergeben, dass der Großteil der Internetkäufer nur bei Onlineshops kauft, die in der Muttersprache verfügbar sind. Die zweite Erkenntnis: Produkte werden viel eher gekauft, wenn die Beschreibungen und Produktinformationen in der eigenen Sprache vorhanden sind. 

Texte sind nämlich ein wichtiger Teil des Produktes. Die große Gefahr von unpassenden Übersetzungen beziehungsweise Lokalisierungen: Sie werfen ein schlechtes Licht auf das Produkt und werden unbewusst mit einer geringen Qualität in Verbindung gebracht. Bestenfalls lösen sie ein Schulterzucken oder einen Lachanfall bei der Zielgruppe aus, mitunter führen sie zu einem großen (Image-)Schaden. Es reicht also nicht, Texte mal eben mit einem Gratis-Tool zu übersetzen oder einem Mitarbeiter, der einmal Unterricht in der benötigten Sprache hatte, diese Aufgabe zu übertragen. 

Lokalisieren statt blamieren 

Damit eine Lokalisierung gelingen kann, sind nicht nur Sprachkenntnisse erforderlich. Es ist nötig, die Besonderheiten der Zielmärkte und die Traditionen, kulturellen Eigenheiten, Wertvorstellungen und Gewohnheiten der dort lebenden Konsumenten zu kennen. Und darin sind Übersetzer Experten. Übersetzer wissen genau, wie ihre Landsleute angesprochen werden müssen und setzen Wörter und Texte in den landesspezifischen Kontext. Damit ist sichergestellt, dass die Texte bei der Zielgruppe so ankommen, wie sie gemeint sind. Ein bekanntes Beispiel ist das Automodell Mitsubishi „Pajero“. Im Spanischen ist „Pajero“ ein Ausdruck der Vulgärsprache, weshalb das Auto in spanischsprachigen Ländern nunmehr unter dem Namen „Montero“ vertrieben wird.   

Herausforderung Software-Lokalisierung 

Eine besondere Herausforderung für Übersetzer stellt die Software-Lokalisierung dar. Softwareprodukte haben spezielle Eigenheiten, weshalb konventionelle Übersetzungen hier an ihre Grenzen kommen. Vordefinierte Benutzeroberflächen mit einer festgelegten Länge für Zeichen sind nur ein Beispiel. Professionelle Software-Lokalisierung zeichnet sich durch das Zusammenspiel von Sprache und Technik aus. 

Die Qualitätsmerkmale einer professionell lokalisierten Software sind: 

  • Alle Formate entsprechen den Sprach- und Kulturkonventionen.
  • Die Sprache klingt natürlich und ist leicht verständlich.
  • Die Benutzeroberfläche „passt wie angegossen“ – es gibt keine zu langen Textelemente in zu kleinen Textfeldern o. Ä.
  • Es treten keine Software-Fehler auf, die durch eine inkorrekte Lokalisierung verursacht wurden. 

Ist die Software perfekt lokalisiert, merken die Nutzer gar nicht, dass sie ursprünglich für einen anderen Absatzmarkt konzipiert war. Dem globalen Erfolg ist der Weg geebnet.

 

Sind Sie nun neugierig geworden? Mehr zu MEINRADs Software-Lokalisierungs-Leistungen finden Sie hier. Wir beraten Sie schon im Entwicklungsprozess, welche Aspekte Sie bei Ihrer Software für eine anschließende Lokalisierung berücksichtigen sollten, zeigen potenzielle Stolpersteine auf und helfen Ihnen, diese zu vermeiden. Schreiben Sie uns!


Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel 
So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.

Titelbild: © Storyblocks