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Kosten­­lose maschi­­nelle Über­­setzungs­­­systeme – praktisch, aber nicht immer sicher

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 18. April 2019

Kostenlose Übersetzungs­dienste sind längst schon Teil des Alltags vieler Menschen – wer hat sie nicht schon einmal verwendet, um schnell den ungefähren Inhalt eines E-Mails oder Dokuments zu erfahren? Die Übersetzungs­qualität, die kostenlose Tools im Internet liefern, ist zum Teil schon erstaunlich gut und die Übersetzungs­maschinen lernen stetig dazu.

Übersetzende und Sprachdienstleister, die in Zukunft mit der Konkurrenz mithalten möchten, sollten sich mit diesen Technologien beschäftigen. Viele tun dies bereits und testen verschiedenste kostenpflichtige Übersetzungsmaschinen, um Kunden damit besser bedienen zu können. Sie fragen sich, warum Sie auf kostenpflichtige Services zurückgreifen sollten, wenn doch genügend Gratis-Lösungen vorhanden sind? Bedenken Sie, dass Sie für solche Dienste zwar keine Geldmittel aufbringen müssen, jedoch mit anderen „Mitteln“ bezahlen – nämlich mit den Daten und Inhalten, die Sie preisgeben. Bei Nutzung dieser kostenlosen Dienste haben Sie keinen Anspruch auf Datensicherheit oder gar Vertraulichkeit, wie ein Blick in die Nutzungsbedingungen meistens verrät. 

Wenn Sie vertrauliche Inhalte übersetzen lassen müssen, die (noch) nicht veröffentlicht werden dürfen, dann sollten Sie sich einige Fragen stellen, bevor Sie auf kostenlose Dienste zurückgreifen:

  • Verarbeitet die Übersetzungsmaschine die eingegebenen Inhalte weiter?
  • Speichert die Übersetzungsmaschine den importierten Text? Falls ja, wo werden diese gespeichert?
  • Werden die Inhalte zur Verbesserung von zukünftig generierten Übersetzungen verwendet?

Antworten darauf finden Sie in den Nutzungsbedingungen und bei vielen kostenlosen Diensten werden Sie feststellen, dass Ihre Daten in irgendeiner Form gespeichert und/oder weiterverwendet werden.

Dies ist grundsätzlich nicht verwerflich und aus Sicht der Anbieter durchaus nachvollziehbar. Die Engines werden besser, je mehr Text (= Lernmaterial) sie zur Verfügung haben. Um davon auch lernen zu können, müssen sie die von Ihnen eingegebenen Daten und die dazugehörige Übersetzung in der Zielsprache verarbeiten, weiterverwenden, verändern und erneut heranziehen können. Alle Nutzenden, die diesen Dienst dann verwenden, profitieren von den Inhalten und der kontinuierlichen Verbesserung der Übersetzungsmaschine ebenso wie Sie, wenn Sie den Dienst das nächste Mal nutzen. Ob Ihre Inhalte zum Beispiel über eine Google-Suche in kompletter Form im Internet zu finden sind – wie dies manchen Firmen schon passiert ist – hängt davon ab, wie und wo der jeweilige Dienst die Daten abspeichert. Wichtig für Sie ist daher, dass das Bewusstsein bei Ihnen und vor allem bei Ihrem Personal vorhanden ist, dass in solche Systeme eingegebene Texte nicht mehr vertraulich sind. Sie sind öffentlich.

© Rawf8/Adobe Stock
 

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit. Hintergründe zu unserer Entscheidung finden Sie in unserem Artikel So lebt MEINRAD das Thema Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache.