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Gemeinsam gegen Brustkrebs: Ein Interview mit Sonja Prinz von Awareness Deutschland

Geschrieben von Meinrad Reiterer | 7. März 2024

Unter dem Slogan „Brustkrebs geht uns alle an“ wird das Thema Brustkrebs seit Jahren in den Fokus gerückt sowie intensive Aufklärungsarbeit zu dieser ernsten Krankheit betrieben. Dies geschieht aus gutem Grund, denn Brustkrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebsart bei Frauen mit mehreren Tausend Neuerkrankungen pro Jahr. Eine der Organisationen, die sich aktiv für die Aufklärung über das Thema Brustkrebs einsetzt, ist Awareness Deutschland.  

Wir durften mit Sonja Prinz von Awareness Deutschland ein Interview führen. In diesem Gespräch hat sie uns einen Einblick in die Arbeit der gemeinnützigen Organisation gegeben und aufgezeigt, inwiefern Übersetzungen in ihrem Arbeitsalltag wichtig sind. 

Erzählen Sie uns ein bisschen über sich und Ihre Arbeit bei Awareness Deutschland. 

Awareness Deutschland steht als gemeinnützige Organisation für deutschlandweite Aufklärungsarbeit zu den Themen Brustkrebs (Pink Ribbon) und Prostatakrebs (Blue Ribbon).  

Ich habe Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing studiert und viele Jahre in den Bereichen Marketing, Kommunikation und Projektmanagement gearbeitet. Da ich aus einer von Brustkrebs betroffenen Familie komme, ist das Thema Brustkrebs-Früherkennung für mich schon lange ein Herzensthema. Es freut mich sehr, dass ich heute meine berufliche Erfahrung für eine Sache nutzen kann, die mir persönlich sehr wichtig ist. 

Wie lange sind Sie schon Teil von Awareness Deutschland? 

Ich bin nun seit etwas mehr als zwei Jahren Teil des Teams von Pink Ribbon. Rückblickend ist die Zeit wahnsinnig schnell vergangen, was wohl daran liegt, dass mir die Arbeit so viel Freude bereitet.

Was sind Ihre Aufgabenfelder? 

Bei Pink Ribbon trage ich vor allem die Verantwortung für unsere breastcare-App. Die breastcare-App ist ein digitaler Ratgeber zum Thema Brustkrebsvorsorge und seit März 2021 kostenlos in den App-Stores von Apple und Google erhältlich. Das Besondere: Die breastcare-App vermittelt Wissen rund um die Themen Brustkrebs, Früherkennung und gesunder Lebensstil in vielen verschiedenen Sprachen. Zur Zeit gibt es die App auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch, Russisch, Spanisch, Türkisch und Ukrainisch. Weitere Sprachen sind bereits in Planung.  

Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit sind unsere „Pink Lunchbreak“-Online-Seminare. Mit diesen kostenlosen Webinaren richten wir uns an Arbeitgeber, die für uns wertvolle Partner sind, wenn es darum geht, Menschen aktiv über die Themen Brustkrebs, Früherkennung und gesunder Lebensstil zu informieren. So unterstützen wir die betriebliche Gesundheitsvorsorge. Ob große Konzerne, Städte oder Ministerien – die Nachfrage nach diesen Webinaren ist sehr groß. Es ist eine tolle Möglichkeit, mit den TeilnehmerInnen in einen direkten Austausch zu gelangen. 

Stichwort #Brustkrebs-Früherkennung – wie passt das zu euch, und was bedeutet das genau? 

Brustkrebs ist eine multifaktorielle Erkrankung, der mehrere Ursachen zu Grunde liegen können. Das eigene Erkrankungsrisiko lässt sich zwar senken, aber Stand heute lässt sich Brustkrebs nicht verhindern. Deswegen ist das frühe Erkennen der Erkrankung so wichtig. Je früher der Brustkrebs entdeckt wird, desto schonender sind die Behandlungsoptionen – und desto höher sind in den meisten Fällen die Heilungschancen. 

Welche Projekte werden von Awareness Deutschland unterstützt, und welche Maßnahmen sind der Organisation besonders wichtig? 

Unser Ziel im Bereich „Pink Ribbon“ ist es, das Bewusstsein für Brustkrebs in Deutschland zu schärfen und jede Frau auf ihre Möglichkeiten der Früherkennung und Risikosenkung aufmerksam zu machen. Wir sprechen gesunde und betroffene Frauen gleichermaßen an, denn das Thema Brustkrebs beginnt nicht erst mit der Diagnose – Früherkennung beginnt ausschließlich bei gesunden Menschen. Ein Teil unserer Arbeit widmet sich somit der klassischen Aufklärung. 

Im Laufe der Jahre ist aber auch ein großes Bewegungsangebot hinzugekommen, denn regelmäßiger Sport kann das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um bis zu 20 % reduzieren. Als Beispiel möchte ich hier den „Pink Walk“ nennen, den wir im Jahr 2023 das erste Mal veranstaltet haben – ein tolles Projekt, bei dem sich die TeilnehmerInnen der Herausforderung stellen, im Monat Mai jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen.  

Eine dritte Säule unserer Arbeit sind Projekte für Angehörige, denn diese sind bei einer Brustkrebserkrankung indirekt immer mit betroffen.  

Was sind die größten Herausforderungen in eurem beruflichen Alltag? 

Wir sind ein kleines, dafür aber umso agileres Team. Der Brustkrebsmonat Oktober ist immer ein bisschen verrückt, da wir sehr viele Anfragen erhalten, denn die meisten Verlage, Unternehmen und Vereine setzen zu dieser Zeit das Thema Brustkrebs auf ihre Agenda. Brustkrebs hält sich allerdings nicht an einzelne Monate oder Jahreszeiten: Wir arbeiten ganzjährig. 

Was belohnt dieses Engagement und diesen Einsatz? Haben Sie eine Geschichte für uns, die zeigt, wie erfüllend Ihre Arbeit ist? 

Wir bekommen grundsätzlich viel positives Feedback für unsere Arbeit, gerade auch für die Projekte, in denen wir in einem direkten Kontakt mit den Menschen stehen – beispielsweise bei Projekten für Angehörige wie unser Pink Paddeln, unsere Pink Kids Camps oder eben auch bei unseren Webinaren. Das allein ist schon sehr motivierend. Eine Geschichte hat mich persönlich aber sehr berührt: Im vergangenen Jahr haben wir mit Unterstützung einer tollen Agentur einen Radiospot für unsere breastcare-App realisiert. Diesen Spot haben wir bei unzähligen Radiosendern in ganz Deutschland schalten können. Eine Hörerin hatte sich aufgrund des Radiospots die breastcare-App heruntergeladen und sich trotz einer kürzlich zurückliegenden Vorsorgeuntersuchung selbst abgetastet. Sie ertastete einen Knoten, der sich sehr kurzfristig entwickelt hatte. Ohne das frühe Erkennen dieses Knotens wäre ihre Prognose nicht gut ausgefallen. Ihre Nachricht an uns hat uns alle im Team sehr bewegt. 

Der Brustkrebsmonat Oktober gibt jährlich internationalen Anlass, die Früherkennung und Vorsorge sowie die Erforschung und Behandlung von Brustkrebs in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Wie kommt hier die breastcare-App ins Spiel? Und inwieweit spielt Mehrsprachigkeit dabei eine Rolle? 

Die breastcare-App ist ein sehr niedrigschwelliges Angebot, um sich mit dem Thema Brustkrebs und den Chancen der Früherkennung auseinanderzusetzen. Brustkrebs ist eine Erkrankung, die Angst macht, und damit ein Thema, mit dem man sich nur ungern beschäftigt. Wir sind der Meinung, dass Informationen in der eigenen Muttersprache einen aktiven Umgang damit erleichtern. Das Thema „Brustgesundheit“ ist ja etwas, was alle Frauen in Deutschland verbindet, unabhängig von ihren sprachlichen und kulturellen Hintergründen. Und viele Frauen, die nicht in Deutschland geboren worden sind, kennen die Möglichkeiten nicht, die ihnen unser Gesundheitssystem langfristig bietet. Die Downloadzahlen zeigen deutlich, wie hoch der Bedarf ist: Über 50 % der Downloads machen die Fremdsprachen aus. 

Warum sind Übersetzungsdienstleistungen an der Stelle relevant? 

Zum einen ist die Übersetzung der Inhalte mit einem großen administratorischen Aufwand verbunden. Unterschiedliche Übersetzer zu koordinieren ist bei neun Sprachen sehr zeit- und kostenintensiv. Zudem haben wir mit Arabisch, Farsi, Russisch und Ukrainisch auch Sprachen, die wir aufgrund ihrer Schriftbilder nicht lesen können.

Wie haben Sie von MEINRAD.cc erfahren? 

Wir waren auf der Suche nach einer Agentur, die alle von uns angebotenen Sprachen abdeckt, was gar nicht so einfach war. Über eine Empfehlung des Teams der Integreat-App sind wir dann auf MEINRAD gestoßen. 

Wie war ihre Situation, bevor Sie mit einem Übersetzungspartner zusammengearbeitet haben? Welchen Vorteil sehen Sie an der Arbeit mit einem Übersetzungsbüro im Gegensatz dazu, selbständig Dienstleister zu beschäftigen? 

Vor unserer Zusammenarbeit mit MEINRAD haben wir einzelne Übersetzer angefragt und die Übersetzungen im Anschluss noch einmal lektorieren lassen. Das Tempo, in dem die einzelnen Übersetzer gearbeitet haben, war sehr unterschiedlich, teils wohl auch weil einige von ihnen ehrenamtlich gearbeitet haben. Dadurch konnten wir zwar externe Kosten sparen, die internen Aufwände waren jedoch höher, und wir erhielten die Übersetzungen mit großer Zeitverzögerung. Das erschwertnatürlich die Projektplanung. Die Übersetzungen aus einer Hand zum selben Zeitpunkt zurück zu erhalten ist eine große Arbeitserleichterung. 

Wie sieht der Übersetzungsworkflow bei Awareness Deutschland nun aus? 

Nach der Erstellung der Texte pflegen wir diese Satz für Satz und für jede Sprache in eine Tabelle ein und geben sie so in die Übersetzung. Das klingt recht aufwendig, ist jedoch notwendig, da wir in den Sprachen, die wir nicht lesen können, nur so die Möglichkeit haben, später im CMS der App die richtigen Umbrüche, Absätze oder Hervorhebungen umzusetzen. 

Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit einem Übersetzungsbüro? 

In erster Linie erwarten wir uns reibungslose Abläufe mit einem planbaren Zeit- und Finanzhorizont. 

Möchten Sie den Lesern unseres Blogs noch etwas mitgeben? 

Wir möchten alle LeserInnen dazu einladen, sich mit dem Thema Brustgesundheit auseinanderzusetzen. In Deutschland erhalten jedes Jahr über 70.000 Frauen die Diagnose Brustkrebs. Wenn man bedenkt, dass auch Angehörige indirekt immer mit betroffen sind und die Erkrankung im Leben der Frauen weit über die eigentliche Behandlung präsent bleibt, erkennt man die gesellschaftliche Dimension. Brustkrebs geht uns alle an. 

Vielen Dank für das Interview!

 

Am 08. März ist Weltfrauentag. Wir möchten an diesem Tag nicht nur alle Frauen auf der Welt feiern, sondern sie auch dazu auffordern, das Thema Brustkrebs ernst zu nehmen und am besten noch heute ihre Brust abzutasten. Die breastcare-App von Awareness Deutschland hilft Ihnen dabei! Sie können sie über diesen Link downloaden. 

Titelbild © Adobe Stock