Eine Website ist die digitale Visitenkarte eines Unternehmens. Eine professionelle Website-Übersetzung durch ein Übersetzungsbüro ist daher unerlässlich. Aber wie läuft dieser Prozess ab, welche Optionen gibt es und worüber sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen? MEINRAD hat einen Überblick über vollautomatisierte, teilautomatisierte und manuelle Workflows.
„Wir würden gern unsere Website übersetzen lassen“ – so lautet vielfach die erste Mitteilung an ein Übersetzungsbüro, wenn in einem Unternehmen die Entscheidung gefallen ist, die Firmenwebsite in mehreren Sprachen zu publizieren. Bevor die Übersetzung aber tatsächlich starten kann, müssen einige technische Aspekte geklärt werden. Die bloße Nennung eines Links reicht in diesem Fall nämlich leider nicht aus – zumindest nicht immer. Sie als Auftraggeber sollten im Vorfeld wissen, wie Sie die Inhalte auf der Website ans Übersetzungsbüro übermitteln und später wieder in Ihr Content Management System (CMS) bringen können. Prinzipiell gibt es bei professionellen Übersetzungen von Websites drei verschiedene Arten von Workflows:
Dies scheint auf den ersten Blick eine gute Idee zu sein: Man lässt den Übersetzer einfach direkt im System übersetzen und erhält eine fixfertig übersetzte Website. Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die zahlreichen Nachteile. Dadurch, dass hier direkt im CMS und nicht, wie sonst üblich, im CAT-Tool übersetzt wird, können keine Translation Memorys und keine Termdatenbanken verwendet werden, auch eine genaue Analyse ist nicht möglich. Das bedeutet, die Übersetzungen werden nicht gespeichert und die Verrechnung basiert auf Stunden, statt auf Wörtern. Ein weiterer wesentlicher Nachteil ist die Gefahr, dass ein Übersetzer versehentlich etwas kaputt macht. Wenn man nicht genau weiß, was man tut, ist schnell einmal ein Fehler passiert. Und das Suchen von selbst kleinen Fehlern kann einen großen zeitlichen Aufwand bedeuten. Diese Option kommt eher dann in Betracht, wenn man die Website intern übersetzt.
Egal, in welchem System eine Website erstellt und verwaltet wird, letztlich besteht sie aus html-Seiten. Diese können daher ebenfalls für die Übersetzung verwendet werden. Dazu ist es tatsächlich nur nötig, dem Übersetzungsbüro die URL der Website bekannt zu geben. Mithilfe einer speziellen Software (Crawler), wird die Website anschließend von den technischen Experten durchsucht. Sämtliche Seiten der Website werden dann im html-Format heruntergeladen und können übersetzt werden. Die übersetzten Seiten bekommen Sie im selben Format retour. Das bedeutet, Sie oder die Agentur, die Ihre Website betreut, müssen die übersetzten Inhalte händisch ins System kopieren (via Doppelklick öffnet sich die Seite im Browser, sodass der Text herauskopiert werden kann). Ein solcher manueller Workflow eignet sich daher vor allem für kleinere Websites bzw. solche, die statisch sind und für die keine regelmäßige Content-Aktualisierung vorgesehen ist. Ideal ist diese Methode auch für einen ersten Kostenvoranschlag (auch wenn man später eine andere Methode wählen möchte) – so müssen für eine erste Abschätzung noch keine Dateien aus dem CMS exportiert werden.
Bei diesem Ansatz werden die zu übersetzenden Dateien, beispielsweise im xliff-Format, aus dem CMS exportiert und an das Übersetzungsbüro geschickt. Nach der Übersetzung bekommen Sie übersetzte xliff-Dateien retour und können diese in Ihr System importieren. Der Aufwand ist bei dieser Methode relativ gering, ebenso wie die Fehleranfälligkeit, denn ein manuelles Einfügen der Übersetzungen entfällt. Die meisten CMS-System bieten heutzutage die Möglichkeit, Dateien zu exportieren, jedoch könnte dafür ein zusätzliches Plugin nötig sein, das zuvor installiert werden muss. Im Falle Wordpress‘ ist das WPML. Wichtig ist bei dieser Vorgehensweise, dass man sich darüber im Klaren ist, was alles übersetzt werden muss und dass diese Inhalte dementsprechend exportiert werden. Das Übersetzungsbüro kann nur jene Inhalte übersetzen, die auch tatsächlich in den Dateien vorhanden sind. Menüs, Metadaten und Keywords „verstecken“ sich manchmal auch.
Eine API-Anbindung ist gewissermaßen die Königsklasse bei der Website-Übersetzung. API steht für Application Programming Interface und bezeichnet eine Programmierschnittstelle. Eine API-Anbindung vereinfacht die Beauftragung von Übersetzungen. Sie können Übersetzungen beauftragen, ohne Ihr CMS zu verlassen. Große Mengen an zu übersetzenden Inhalten oder Inhalte, die neu hinzukommen, können so schneller bearbeitet werden. Konkret funktioniert das so: Die zu übersetzenden Inhalte werden verschlüsselt an das Übersetzungsbüro übertragen, dort übersetzt und kommen dann wieder zurück ins CMS. Je nach System sind unterschiedliche Automatisierungen möglich, zum Beispiel, dass neue Inhalte sofort und automatisch ans Übersetzungsbüro geschickt werden. Die Einrichtung einer Schnittstelle ist je nach System aber recht zeitintensiv und damit mit Kosten verbunden. Sie lohnt sich daher erst ab einem gewissen Volumen beziehungsweise, wenn laufend neue Inhalte übersetzt werden sollen (wie beispielsweise Blogposts). Für eine einmalige Übersetzung rechnet sich diese Option nicht.
Bei diesem Lösungsweg wird eine weitere Website dazwischengeschaltet. Vereinfacht ausgedrückt sieht diese sich die zu übersetzende Website an und erstellt davon Kopien, die übersetzt werden. Nach der Übersetzung werden die anderen Sprachen auf diesem Server publiziert. Das heißt, nur die originale Site liegt bei Ihnen am Server, die Daten sämtlicher anderen Sprachen sind anderswo. Dadurch haben Sie wenig Kontrolle über Ihre Daten. Die Vorteile sind ein einfaches Setup und Automatisierungsmöglichkeiten.
Alles noch einmal zusammengefasst finden Sie in dieser Tabelle:
OPTION | VORTEILE | NACHTEILE |
Übersetzungen direkt im CMS |
Es sind keine zusätzlichen Tools notwendig Dateiexport entfällt |
Übersetzer brauchen Schreibrechte im CMS Übersetzer müssen durch die Webseitenbetreiber eingeschult werden Es kann kein CAT-Tool verwendet werden, d. h. es kommt zu keinen Einsparungen bei wiederholten Inhalten oder bereits vorhandenen TM-Einträgen (Mehrkosten) |
Übersetzung der html-Dateien | Es sind keine zusätzlichen Tools notwendig |
Übersetzte HTML-Dateien können nicht direkt in das CMS importiert werden - es fällt Kopieraufwand an Lediglich für einfache, statische Websites geeignet |
CMS-Export/Import |
CAT-Tools können verwendet werden Kostengünstige Möglichkeit, reduzierter händischer Aufwand |
Websitebetreiber müssen die Dateien exportieren/importieren Viele CMS benötigen für diesen Import/Export eigene Plugins |
API-Integration |
Dateien müssen nicht hin- und hergeschickt werden, sondern werden automatisch zwischen CMS und Übersetzungsbüro verschlüsselt ausgetauscht Automatisierung bis zu einem gewissen Grad ist möglich (je nach Tool) |
Komplexeres Setup Einrichtung zeitintensiv und mit Kosten verbunden, daher nur bei regelmäßigem Übersetzungsvolumen empfehlenswert |
Proxy-Lösungen |
Hands-Off-Ansatz und minimaler Arbeitsaufwand für Websitebetreiber Automatisierungsoptionen unabhängig von CMS regelmäßige Überprüfung auf Aktualisierungen der Website |
übersetzter Inhalt wird via Proxy-Server zur Verfügung gestellt (Stichwort: Datenschutz) monatliche Kosten |
Welche Methode Sie wählen sollten, hängt natürlich stark von Ihrem CMS und Ihren Anforderungen ab. Um Sie gut beraten zu können, wird Ihnen das Übersetzungsbüro folgende Fragen stellen:
Wenn alle diese Punkte geklärt sind, steht einer erfolgreichen Website-Übersetzung durch einen professionellen Übersetzungsdienstleister nichts im Wege. Ein Tipp zum Schluss: Welchen Lösungsweg Sie schlussendlich auch wählen, planen Sie auf jeden Fall zwischen der Lieferung der Übersetzung und dem Go-Live der Website einige Tage Puffer ein, um in Ruhe zu prüfen, ob alle benötigten Inhalte übersetzt sind.
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