Professionelle Übersetzungsdienstleister kommen heutzutage nicht mehr ohne sie aus: Die Rede ist von Translation-Memory-Systemen. Sie helfen dabei, Übersetzungen effizient, konsistent und kostensparend anfertigen zu können.
Ein Mensch kann sich nicht alles merken. Ein Computer schon. Was liegt also näher, als den Computer als „Gedächtniserweiterung“ bei Übersetzungen zu verwenden, und zwar in Form von Translation-Memory-Systemen?
Translation Memorys sind linguistische Datenbanken mit Textsegmenten. Darin werden Übersetzungen paarweise gespeichert – also ein Satz/Wortgruppe in der Ausgangssprache und sein/ihr Äquivalent in einer anderen Sprache. Diese Übersetzungsspeicher bilden die Grundlage für die Übersetzung nachfolgender gleicher oder ähnlicher Texte.
Translation-Memory-Systeme sind Teile von CAT-Tools. Mithilfe dieser modernen Übersetzungstools werden heutzutage in einem Übersetzungsbüro Übersetzungen erstellt. Das bedeutet nicht, dass der Computer die Übersetzung (maschinell) erstellt. Im Gegenteil: Translation Memorys bzw. CAT-Tools übersetzen nicht selbst und nehmen dem Übersetzer auch nicht die Arbeit ab – aber sie erleichtern ihm diese. Sie sind eine Art digitale „Gedächtniserweiterung“ für menschliche Übersetzer, denn es ist unmöglich, dass sich ein Übersetzer einmal Übersetztes merkt und einen Satz beim nächsten Mal völlig identisch übersetzt.
Bei einer Übersetzung durchlaufen die einzelnen Segmente (= Sätze, einzelne Wörter oder Wortgruppen) im CAT-Tool verschiedene Status. Sie können unübersetzt oder bestätigt sein. Sobald eine Übersetzung vom Übersetzer „bestätigt“ wird, wird sie ins Translation Memory gespeichert. Wenn derselbe oder ein ähnlicher Satz im aktuellen oder einem folgenden zu übersetzenden Dokument erneut vorkommt, wird er angezeigt und kann eingefügt werden. Eine einmal erstellte Übersetzung eines Satzes kann also mehrfach genutzt werden. Daraus ergeben sich drei wesentliche und gute Gründe, warum Translation Memorys im Übersetzungsprozess und in der Zusammenarbeit mit Übersetzungsbüros unerlässlich sind:
Der wohl wichtigste Grund, warum Sie Translation Memorys verwenden beziehungsweise bei der Auswahl eines Übersetzungsbüros darauf achten sollten, dass dieses mit Translation Memorys arbeitet, ist die Kostenersparnis. Denn ein Translation Memory erlaubt die maximale Wiederverwendung von bereits übersetzen Dokumenten.
Durch die im Translation Memory gespeicherten Sätze kann das CAT-Tool bei der Analyse von neuen Dokumenten erkennen, ob es bereits Übersetzungen gibt und diese gleich einfügen. Die logische Schlussfolgerung: Der Übersetzer muss weniger neu übersetzen. Gleichzeitig errechnet der Computer auch Ähnlichkeiten – also wenn Sätze nur zu einem gewissen Prozentsatz übereinstimmen.
Das kann – je nachdem, welches CAT-Grid Sie mit Ihrem Übersetzungsbüro vereinbart haben, zu enormen Einsparungen führen. Ganz besonders bei der Übersetzung von technischen Dokumenten, wo sich zwischen einzelnen Versionen von Handbüchern oft nur wenig am Text ändert, profitiert man davon. Ohne den Einsatz eines Translation Memorys müsste das komplette Handbuch neu übersetzt werden (oder man führt ein Alignment durch). Kurzum: Bei allen Textsorten mit einem hohen Anteil von Wiederholungen oder häufigen Überarbeitungen lassen sich die Übersetzungskosten so deutlich reduzieren.
Natürlich muss die Datenbank zu Beginn der Arbeit mit dem Translation Memory erst einmal befüllt werden. Aber mit jedem durchgeführten Auftrag wächst die Datenbank automatisch, die dann für künftige Übersetzungen verfügbar ist.
Wenn ein Satz jedes Mal neu übersetzt wird, steigt die Gefahr, dass er immer unterschiedlich übersetzt wird. Dieser Variantenreichtum ist vor allem für Leser von technischen Dokumentationen irritierend. Schlimmstenfalls kann die Verwendung von unterschiedlichen Begriffen zu Verständnisproblemen und damit unsachgemäßer Anwendung führen. Hier hilft das Translation Memory: Dank der gespeicherten Übersetzungen werden Übersetzungen mit stilistischer und terminologischer Konsistenz gewährleistet. Und das selbst dann, wenn nicht immer derselbe Übersetzer an Ihren Texten arbeitet.
Ebenso optimiert und beschleunigt der Einsatz von Translation Memorys den Übersetzungsprozess. Bei einem hohen Wiederholungsgrad muss weniger neu übersetzt werden. Das verringert die Bearbeitungszeit und Sie bekommen die Übersetzung vom Übersetzungsbüro schneller zurück. Gerade, wenn eine Maschine ausgeliefert werden muss oder die Markteinführung eines Produktes kurz bevor steht und daher die Zeit drängt, ist das ein wichtiger Faktor.
Translation Memorys sind aus dem modernen Übersetzungsalltag nicht mehr wegzudenken. Achten Sie bei der Wahl Ihres Übersetzungspartners darauf, dass dieser ein solches System verwendet. Das spart Zeit und Kosten und steigert die Qualität der Übersetzungen – drei gute Gründe, nicht darauf zu verzichten.
Titelbild: © Adobe Stock